Reitkunst ist die aus Wissen und Erfahrung erwachsene Kunst jedes Pferd schöner, stolzer und stärker zu machen, als die Natur es schuf.
Richard Vizethum
Von allen Künsten ist die Reitkunst wohl die Anspruchsvollste.
Sie gehört, will man sie einordnen, sowohl zu den bildenden Künsten (durch die Umformung eines natürlichen Pferdes zu einem Reitpferd – also die räumlichen Verhältnisse der Kunst) aber auch zu den mimischen Künsten (durch den Ausdruck des Tanzes, als räumlich, zeitliche Verhältnisse).
In der REITKUNST ist das Kunstwerk – jenes vergängliche Werk – das zum Reitpferd umgeformte, rittige und ich möchte noch hinzufügen, an Körper und Geist dauerhaft gesunde Pferd.
Wahre Kunst offenbart sich nicht im Ausdruck grenzenloser Kreativität, sondern einer Kreativität die innerhalb von Grenzen zur maximal möglichen Entfaltung gelangt. Grenzen stellen für die Kreativität des Künstlers eine weit größere Herausforderung dar, als sich kreativ im Grenzenlosen zu artikulieren.
Die REITKUNST ist die einzige Kunst unter allen Künsten, welche seine Kreativität immer nur in einem begrenzten, durch die körperlichen und geistigen Möglichkeiten des Pferdes limitierten, Raum ausdrücken kann. Auch dies macht sie zur Herausforderndsten aller Künste und stellt hohe Anforderungen an Wissen und Können des Künstlers.
Während eine Partitur, ein Gemälde oder eine Skulptur letztendlich durch die Kreativität eines Künstlers aus toter Materie entstehen, lebt das Ausgangsmaterial der REITKUNST und ist bei weitem nicht so fügsam wie die Grundelemente eines Komponisten, Malers oder Bildhauers. Auch kann jeder der genannten Künstler sein Werk ohne moralische Bedenken, bei Nichtgefallen nach Belieben zerstören.
Nun gut, in der Reiterei wird dieses Werk der Pferdezerstörung tagtäglich, auf allen Ebenen reiterlicher Aktivität von Dilettanten durchgeführt, ohne dass diese es überhaupt geschafft hätten, über die Stufe groben Bearbeitens des Ausgangsmaterials – oft bemerkenswerter, nahezu perfekter Produkte aus der Zucht – hinausgekommen zu sein.
Gleichwohl betrachten diese, an Wissen und Fähigkeiten eingeschränkten Personen ihr Tun als Kunst und versteigen sich sogar soweit, dieses, ihr Tun, mit KLASSISCH zu etikettieren, obwohl die Epoche aus der sie ihr „klassisches“ Wissen ziehen weit von dem entfernt ist was die wahren KLASSIKER des Reitens ausmacht und dazu noch in vielen Teilen auf einer Entwicklung beruht, welche der Reitkunst diametral entgegensteht: der anglomanen Reiterei. Einer Reiterei, die dem Gelände und dem Sport mehr Wert beigemessen hat, als der seriösen Ausbildung eines Pferdes.
„Die Meinung derjenigen, welche die Theorie in der Reitkunst für unnütz achten, wird mich nicht abhalten, zu behaupten, daß dies eins der nothwendigsten Stücke ist, zur Vollkommenheit zu gelangen. Ohne diese Theorie ist die Ausübung immer ungewiß.“
Francois Robichon de la Guérinière | „Reitkunst“
Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie
Aufrichtung Ausbildung Bequemlichkeit Cowboy Denkender Reiter Dressur Emotion Erfahrung Freude Friedrich der Große Fühlen Galopp Geduld General von Seydlitz-Kurzbach Gesundheit Gustav Steinbrecht Hippologie Kavallerie Kavalleriepferd Korrektur Können Lehre vom Gralsweg Literatur Meister Natürliches Pferd Otto Digeon von Monteton Pferd Preußen Reiten Reiter Reitkunst Reitpferd Richard Vizethum Rücken Sitz Sitz des Reiters Sperrriemen Stallmeister Tierarzt Trab Umformen Umformung Vorwärts-Abwärts Wissen Wissenschaft