Kommentator des Geschehens

SCHULE aus der LEHRE VOM GRALSWEG – Bd. 2 „Reiter und Pferd“ (Autor: Richard Vizethum)

Diese SCHULE für den Reiter – aus eigener ERFAHRUNG geboren – ist eine sehr gute Methode, das reiterliche EINFÜHLUNGSVERMÖGEN und das TIMING zu verbessern, sowie den Fundus an eigenen HANDLUNGSOPTIONEN stetig zu erweitern.

KOMMENTIERE DAS GESCHEHEN!

Egal, was man mit seinem Pferd übt, ob vom Sattel oder vom Boden aus, man kommentiert sprachlich hörbar, also nicht nur in Gedanken, das eigene Handeln, die Reaktionen des Pferdes und sogar eigene Fehler und Fehlschläge, die dabei unterlaufen können und deren Korrekturen.

Die Kommentierungen sollten dabei sachlich und frei von Emotionen sein. Zuviel Nachdenken behindert den freien Fluss – der erste Gedanke zählt!

Hier ein kleines Beispiel:

Er spannt an, ich öffne die Ringfinger … gut, die Spannung lässt nach. Die Stellung stimmt nicht … Korrektur über Ringfinger am inneren Zügel … er blockt mit der Halsmuskulatur dagegen … ich touchiere an der Schulter … etwas zu stark, doch er gibt nach, drückt aber über die äußere Schulter …

Kommentiert man sich und sein Pferd auf diese Weise, dann wird man nach einer Weile Erstaunliches feststellen:

  • Man nimmt das Pferd aus dem harten Fokus, wird weicher und achtsamer.
  • Man macht sich seine Handlungen bewusster, erkennt Fehler schneller und definiert Lösungen bzw. Lösungsalternativen. Damit verbessert man seine HANDLUNGSOPTIONEN.
  • Pferd und Reiter bewegen sich „befreiter“. Schuldzuweisungen an das Pferd oder an sich selbst unterbleiben.

Diese SCHULE richtet sich primär an Ausbilder und fortgeschrittene Reiter. Für Reitanfänger ist sie nur unter Anleitung eines REITLEHRERS geeignet. Kann aber dann auch auf diesem reiterlichen Niveau und mit einfachen reiterlichen Übungen beginnend, helfen das GEFÜHL und TIMING beim ELEVEN zu verbessern! Für den Reitlehrer wiederum ist es eine Möglichkeit, das Verstehen seines Schülers zu bewerten und in die richtige Richtung zu lenken.


Autor: Richard Vizethum | Der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Fühle – das Pferd zeigt Dir den Weg (?)

Es ist so schnell dahingesagt und klingt so wunderbar einfühlsam:
„Du musst nur fühlen, dann sagt Dir das Pferd schon was zu tun ist …“.

Ja, das Pferd sagt uns sehr viel, wenn wir nur genau HINFÜHLEN:

  • es sagt uns, wenn es müde ist,
  • es sagt uns, wenn es traurig ist,
  • es sagt uns, wenn es Schmerzen hat,
  • es sagt uns, wenn es sich nicht wohl fühlt,
  • es sagt uns, wenn es sich freut,
  • es sagt uns, wenn es Hunger hat,
  • es sagt uns, wenn es uns mag oder auch nicht mag,
  • es sagt uns, wenn es etwas nicht versteht,
  • es sagt uns, wenn es etwas (noch) nicht kann, …

All das und so manches mehr, sagt uns das Pferd und wir können es wahrnehmen, FÜHLEN, wenn wir nur unsere Sinne öffnen und unsere (menschlichen) Emotionen, die hierbei massiv stören, kontrollieren können.

WAS UNS ABER DAS PFERD NIEMALS ERZÄHLEN WIRD: WAS WIR TUN MÜSSEN, UM ES ZU VERÄNDERN!

Denn das, was sich am Pferd verändern MUSS, UMGEFORMT werden MUSS, damit es als REITPFERD ein langes Pferdeleben lang gesund, motiviert und leistungsbereit bleiben kann, DIES KANN ES UNS NICHT SAGEN!

Wenn wir ein Pferd verändern, dann wird es uns dabei – zu Recht – aus dem entstehenden KÖRPERLICHEN UNWOHLSEIN heraus, immer wieder die berechtigte Frage stellen: WAS SOLL DAS? Eine Antwort darauf, die das Pferd verstehen würde, können wir ihm aber nicht geben, wir können dem Pferd nicht (die Zukunft) erklären mit Worten wie:
Du musst jetzt Deinen inneren Schweinhund überwinden und es tun, danach wirst Du Dich viel besser, stärker und stolzer fühlen“.
ES WIRD UNS NICHT VERSTEHEN UND ENTSPRECHEND REAGIEREN!

In sehr, sehr feinen, aber auch sehr, sehr groben ÜBER-SPRUNGSREAKTIONEN wird es immer wieder die Frage nach dem Sinn dessen, was wir gerade mit ihm tun, aufwerfen.

Diese ÜBERSPRUNGSREAKTIONEN, schon die Feinsten von ihnen, müssen wir wahrnehmen und vor allem richtig bewerten können. Dazu bedarf es sehr viel EMPATHIE. Wer dabei allerdings EMOTIONEN zulässt, wird allenfalls das Grobe erleben, NIE das FEINE erfühlen!

NEIN, DAS PFERD SAGT UNS NICHT, WIE WIR ES AUSBILDEN SOLLEN – DENN DAVON HAT ES KEINE AHNUNG UND KANN ES DESHALB AUCH NICHT! ABER ES WIRD UNS IMMER SAGEN, WIE ES SICH DABEI FÜHLT.

Und wir müssen RECHTZEITIG, schon beim Hauch eines Anzeichens, des Pferdes Befindlichkeiten erkennen, immer auch unter der Prämisse:
EIN PFERD WIDERSETZT SICH NICHT – ENTWEDER ES KANN ES NICHT, VERSTEHT ES NICHT ODER HAT SCHMERZEN (auch Kombinationen sind möglich).

Wir müssen ACHTSAM sein und FÜHLEN, ob unser Pferd

  • müde ist,
  • etwas nicht verstanden hat,
  • überfordert ist,

und wir müssen sofort darauf reagieren!

Unser „Zuhören“ hilft dem Pferd nur dabei, das der Weg, den wir mit ihm gehen, möglichst einvernehmlich sein kann, das Pferd kann uns aber niemals den Weg selbst erklären!


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Alt werden können sie trotzdem

Alt werden können sie trotzdem

Oft bekomme ich Argumente zu hören wie dieses:

„Aber ich kenne einige Pferde, die sind schon über 20 Jahre alt und können immer noch geritten werden – und das, obwohl sie meist langgelassen und im Vorwärts-Abwärts geritten wurden …“

Bevor man solches kundtut, sollte man sich mal genau anschauen, welchen Belastungen unsere Pferde heute tatsächlich ausgesetzt werden. Wie oft werden sie überhaupt geritten?

Jeder darf sich nun mal fragen, wie viele Stunden reite ich mein Pferd pro Woche?

Da kommt nicht wirklich viel zusammen. Mit Sicherheit in den aller-allermeisten Fällen keine 5-6 Stunden – PRO WOCHE.

Zum Vergleich: ein preußisches Kavalleriepferd zu Zeiten Friedrich des Großen war 8-10 (mitunter mehr) Stunden TÄGLICH unterm Sattel und dies überstanden diese Pferde aufgrund ihrer exzellenten Ausbildung ohne nennenswerte körperliche Beeinträchtigungen! Vorwärts-Abwärts oder Dehnungshaltung mussten diese Pferde nicht ertragen.

Heute geht man meist nur ins Gelände, wo allenfalls bergauf- und bergab eine geringgradig stärkere Belastung aufkommen lässt (In Norddeutschland eher auch da nicht).

Viele Spielereien, die man heute betreibt, belasten die Pferde allerhöchstens in Form von Stress, aber nicht aufgrund körperlicher Herausforderungen.

Bei derart geringen Leistungsanforderungen werden die körperlichen Beeinträchtigungen und Schädigungen an den Pferden mitunter gar nicht auffällig.

Dennoch werden regelmäßig Tierärzte und Therapeuten konsultiert, da Pferde Probleme an Rücken, Knien, Sehnen, etc. haben, trotz – oder viel wahrscheinlicher wegen – dieser minimalistischen Belastungen denen sie ausgesetzt sind. Das sollte zu denken geben!

Darüber hinaus sind die meisten Pferdebesitzer gar nicht in der Lage den Gesundheits- und Gemütszustand ihres Pferdes korrekt zu beurteilen. Eine groß angelegte Studie zur Rückengesundheit der Schweizer Reitpferdepopulation, die u.a. von der Stiftung ProPferd und vom SVPS unterstützt wurde kam für meinen Geschmack zu erschreckenden Ergebnissen.

Den Kern der Studie bilden die 248 Pferd-Reiter-Paare, die sich für die Untersuchungen freiwillig zur Verfügung gestellt haben. Grundvoraussetzung war, dass die Reiterinnen und Reiter sowohl sich selbst als auch ihr Reitpferd als beschwerdefrei und gesund beurteilten.

Die Reiterinnen und Reiter die in dieser Studie mitmachten waren im Durchschnitt 37 Jahre alt, 93% von ihnen waren Frauen, 54% verstanden sich als ambitionierte Sportreiterinnen bzw. -reiter. Die durchschnittliche Reiterfahrung belief sich auf 25 Jahre.

Es sollte an dieser Stelle niemanden geben, der hier von  pferde- und reitunerfahrenen Menschen sprechen dürfte.

Was zeigte die Studie …

Die Röntgenuntersuchung ergab bei 45% der allesamt als leistungsbereit und reitgesund eingestuften Studienpferden leicht- bis hochgradige Veränderungen an den Dornfortsätzen, die auch die Rückenbeweglichkeit einschränkten. Leicht- bis hochgradige arthrotische Veränderungen an den Wirbelgelenken wurden bei 52% im unteren Hals und bei 38% der Pferde in der Sattellage und Lende gesehen. Die Ultraschallbilder zeigten mindestens leichtgradige Veränderungen im Bereich der Iliosakralgelenke bei 32%.

Hinzugesagt sei, dass die wirklich hochgradigen Veränderungen (welche ein Reiten sicherlich verbieten müssten) eher selten waren.

Eine bessere Bestätigung für die vorherrschenden Defizite in der Beurteilung der eigenen Pferde kann es nicht geben.

Sie werden nur noch durch solche Bilder, wie jedes Titelbild der CAVALLO 01/2020, auf der eine verkrampft lächelnde Reiterin auf einem niedergeschlagen und traurig, resigniert dreinblickenden Pferd in DEHNUNGSHALTUNG sitzt, getoppt.

Würde man die Kommentierungen zu diesem Bild statistisch auswerten, so müsste man mit großem Erschrecken zu Kenntnis nehmen, dass ein sehr, sehr großer Anteil der „beurteilenden“ Personen ein ENTSPANNTES Pferd sehen würde, was auf extrem defizitäre empathische Fähigkeiten und geringes Wissen schließen lässt.

Also:
Die Pferde können schon alt werden – doch wie es in ihnen wirklich aussieht scheint kaum zu interessieren!


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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