Der Pass – eine fehlerhafte Gangart

Der Pass – eine fehlerhafte Gangart

Der Pass ist eine fehlerhafte Gangart und gehört meiner Meinung nach grundsätzlich bei der Zucht wieder herausgezüchtet

Diese fehlerhafte Gangart ist zwar für den Reiter sehr bequem, doch für das Pferd so ermüdend, daß es beim anhaltenden Passgang steif wird. Auch die Ausdauer ist dadurch erheblich eingeschränkt und die seitlichen Schwankungen bedeuteten für das Pferd einen immensen Balancieraufwand und sorgen durch diese starken ungleichmäßigen Belastungen für Schäden an Gelenken, Knochen, Sehnen und Bändern.

Hinzu kommt eine hohe Unsicherheit beim Laufen auf unebenen Gelände und schlechten Wegen.

Der PASS ist eine Genmutation, die der bequeme Mensch in der Zucht weiter selektiert hat, um auf Kosten der Pferde eine angenehme und schnelle Fortbewegungsmöglichkeit zu besitzen.

Im Mittelalter nannte man Pferde mit Passveranlagung „Zelter“ und sie waren eine kurze Weile aufgrund der Bequemlichkeit, den dieser Gang den Reitern bescherte, ein gern gesehenes Damenpferd. Allerdings änderte sich diese Meinung aufgrund der mangelnden Ausdauerleistung und Sicherheit schnell und der PASS wurde bereits damals als FEHLERHAFTE GANGART eingestuft.

Ich werde auch nicht müde darauf hinzuweisen, dass es sich beim EINERWECHSEL um keinen Galoppwechsel, sondern um einen PASS-GALOPP, also um eine fehlerhafte Gangart handelt!

Einerwechsel zu reiten ist ein Schlag ins Gesicht der REITKUNST.

Die „Kunst“ liegt dabei darin, dass Pferd zu dieser Gangart zu bewegen, denn warum sollte es freiwillig PASS laufen wollen, wenn es keine (genetische) Veranlagung dazu besitzt. Selbst die Reiterliche Vereinigung hat bemerkt, dass manche Pferde „mit dem Einerwechsel überfordert sind„, den Grund dafür allerdings sieht man nicht.


Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie

Bild: Theodor Heinze – „Pferd und Reiter – oder die Reitkunst in ihrem ganzen Umfange – 1873

Fühle – das Pferd zeigt Dir den Weg (?)

Es ist so schnell dahingesagt und klingt so wunderbar einfühlsam:
„Du musst nur fühlen, dann sagt Dir das Pferd schon was zu tun ist …“.

Ja, das Pferd sagt uns sehr viel, wenn wir nur genau HINFÜHLEN:

  • es sagt uns, wenn es müde ist,
  • es sagt uns, wenn es traurig ist,
  • es sagt uns, wenn es Schmerzen hat,
  • es sagt uns, wenn es sich nicht wohl fühlt,
  • es sagt uns, wenn es sich freut,
  • es sagt uns, wenn es Hunger hat,
  • es sagt uns, wenn es uns mag oder auch nicht mag,
  • es sagt uns, wenn es etwas nicht versteht,
  • es sagt uns, wenn es etwas (noch) nicht kann, …

All das und so manches mehr, sagt uns das Pferd und wir können es wahrnehmen, FÜHLEN, wenn wir nur unsere Sinne öffnen und unsere (menschlichen) Emotionen, die hierbei massiv stören, kontrollieren können.

WAS UNS ABER DAS PFERD NIEMALS ERZÄHLEN WIRD: WAS WIR TUN MÜSSEN, UM ES ZU VERÄNDERN!

Denn das, was sich am Pferd verändern MUSS, UMGEFORMT werden MUSS, damit es als REITPFERD ein langes Pferdeleben lang gesund, motiviert und leistungsbereit bleiben kann, DIES KANN ES UNS NICHT SAGEN!

Wenn wir ein Pferd verändern, dann wird es uns dabei – zu Recht – aus dem entstehenden KÖRPERLICHEN UNWOHLSEIN heraus, immer wieder die berechtigte Frage stellen: WAS SOLL DAS? Eine Antwort darauf, die das Pferd verstehen würde, können wir ihm aber nicht geben, wir können dem Pferd nicht (die Zukunft) erklären mit Worten wie:
Du musst jetzt Deinen inneren Schweinhund überwinden und es tun, danach wirst Du Dich viel besser, stärker und stolzer fühlen“.
ES WIRD UNS NICHT VERSTEHEN UND ENTSPRECHEND REAGIEREN!

In sehr, sehr feinen, aber auch sehr, sehr groben ÜBER-SPRUNGSREAKTIONEN wird es immer wieder die Frage nach dem Sinn dessen, was wir gerade mit ihm tun, aufwerfen.

Diese ÜBERSPRUNGSREAKTIONEN, schon die Feinsten von ihnen, müssen wir wahrnehmen und vor allem richtig bewerten können. Dazu bedarf es sehr viel EMPATHIE. Wer dabei allerdings EMOTIONEN zulässt, wird allenfalls das Grobe erleben, NIE das FEINE erfühlen!

NEIN, DAS PFERD SAGT UNS NICHT, WIE WIR ES AUSBILDEN SOLLEN – DENN DAVON HAT ES KEINE AHNUNG UND KANN ES DESHALB AUCH NICHT! ABER ES WIRD UNS IMMER SAGEN, WIE ES SICH DABEI FÜHLT.

Und wir müssen RECHTZEITIG, schon beim Hauch eines Anzeichens, des Pferdes Befindlichkeiten erkennen, immer auch unter der Prämisse:
EIN PFERD WIDERSETZT SICH NICHT – ENTWEDER ES KANN ES NICHT, VERSTEHT ES NICHT ODER HAT SCHMERZEN (auch Kombinationen sind möglich).

Wir müssen ACHTSAM sein und FÜHLEN, ob unser Pferd

  • müde ist,
  • etwas nicht verstanden hat,
  • überfordert ist,

und wir müssen sofort darauf reagieren!

Unser „Zuhören“ hilft dem Pferd nur dabei, das der Weg, den wir mit ihm gehen, möglichst einvernehmlich sein kann, das Pferd kann uns aber niemals den Weg selbst erklären!


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Hobbeln – Ist die Aufregung berechtigt?

Hobbeln – Ist die Aufregung berechtigt?

Das Wappen von Bönen zeigt eine rote, im Mittelalter gebräuchliche Fußfessel für Pferde, die sogenannte „Haile“, auf weißem Grund. Die zugehörige Gemeindeflagge ist rot-weiß belegt mit dem Wappen.

Unter dem Absatz „6.7 Verladung und Transport“ ist in der Leitlinie zum Tierschutz im Pferdesport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft folgendes vermerkt:

 „Die Fixierung der Extremitäten (z. B. Fußfesseln) ist tierschutzwidrig[1]“.

Es sei allerdings angemerkt, dass dies die einzige Stelle in dieser Leitlinie ist, an der dieses angemerkt wird. D.h. die erwähnte Tierschutzrelevanz bezieht sich streng genommen nur auf den Sachverhalt „Verladen und Transport“. Eine Allgemeingültigkeit kann daraus nicht abgeleitet werden.

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. schreibt 2017 zu diesem Thema:

Tüddern oder Hobbeln von Pferden (Anpflocken oder Zusammenbinden der Gliedmaßen), um ein Weglaufen im freien Gelände zu verhindern, ist verboten, da es bei Fluchtreaktionen infolge Erschreckens zu erheblichen Schäden führen kann.[2]

Hier geht es um die Fixierung von Pferden und Pferdeähnlichen in Zirkusbetrieben. Dort war tatsächlich Handlungsbedarf geboten, denn hier verblieben diese Tiere täglich sehr lange Zeit in solcherlei Arten von Fixierungen.

Was ist das HOBBELN eigentlich?

Beim Hobbeln werden die Vorderbeine, der solchermaßen „fixierten“ Pferde, mit einem Abstand von mehreren Dezimeter[3] miteinander verbunden. Dies geschieht beispielsweise mit einem dickeren Strick oder auch mit aufwendigeren Lederbandagen, welche miteinander verbunden sind.

Damit soll verhindert werden, dass sich ein Pferd von einem bestimmten Standort (z.B. Nachtlager) zu weit entfernen kann, aber dennoch einen gewissen Freiraum genießt, um beispielsweise zu grasen.

Mitunter gibt es Pferde, welche auch gehobbelt in der Lage sind, durch Sprünge, sich dennoch weiter als gewünscht fortzubewegen. Bei diesen Pferden wird noch ein Hinterbein – also ein drittes Bein – zusätzlich fixiert. Dieses Vorgehen ist allerdings mehr als fragwürdig und bei solchen Pferden sollte man ein Hobbeln definitiv unterlassen.

Warum werden Pferde gehobbelt?

Hobbeln wurde beispielsweise von Viehtreibern (Cowboys, Gauchos …) beim Lagern auf langen Rindertrails dort angewandt, wo ein anderes Anbinden der Pferde nicht möglich (baumloses Gelände) oder auch nicht gewollt war. Meistens wurde dabei nur das Leittier gehobbelt, die anderen „Herdentiere“ (ungehobbelt) blieben i.d.R. in der Nähe des Leittieres, so dass die Pferde frühmorgens leicht wieder eingesammelt werden konnten.

Hobbeln hatte hier praktische Relevanz und war mit geringstem Mittelaufwand umsetzbar.

Nach einem langen, harten Arbeitstag auf dem Trail darf nicht davon ausgegangen werden, dass ein Pferd, welches gehobbelt wurde, großes Interesse gezeigt hat, sich von diesem Konstrukt zu befreien. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass man, auch aus dem besagten Grund, die Pferde lange auf das Gehobbelt sein vorbereitet hat.

Was wäre die Alternative?

Unterstellen wir ganz kurz einmal die andere mögliche Variante, Pferde über Nacht in der Nähe eines Lagers zu behalten: Ein Seil wird zwischen Bäume gespannt und die Pferde nebeneinander daran festgebunden. Eine Praxis, die bei der Kavallerie Anwendung fand (mitunter blieben die Pferde dabei gesattelt, nur die schweren Ausrüstungsteile wurden abgenommen). Bei der Kavallerie wurden die Pferde von mehreren Soldaten bewacht, einen Luxus, den sich Cowboys auf den Trails nur eingeschränkt oder wenn sie gar alleine unterwegs waren (Zäune kontrollieren etc.) überhaupt nicht leisten konnten.

An dieser Stelle darf man sich schon ganz gerne auch mal die Frage stellen, welche Variante für ein Fluchttier, auch aus Stress-Sicht heraus, wohl die Bessere darstellt: HOBBELN oder ANBINDEN?  

Vergleicht man diese beiden Methoden miteinander, so lässt sich ganz leicht erkennen, dass das Hobbeln dem Pferd deutlich mehr Bewegungsfreiheit ermöglicht.

Nun sind wir alle keine Cowboys oder Kavalleristen. Wo benötigt man überhaupt noch das Hobbeln?

Ein Beispiel wären Wanderreiter, die eine längere Rast einlegen und ihren Pferden das Grasen ermöglichen wollen. Allerdings könnte man, bei einer guten Tourenplanung in unseren dicht besiedelten Gebieten, Weideflächen von Wanderreitstationen oder anderen Stallanlagen nutzen und damit auf das Hobbeln verzichten.

Kann man jedes Pferd (nach Vorbereitung) unbedenklich hobbeln?

Die Antwort ist ein ganz klares NEIN! Pferde mit hoher Grundnervosität und/oder solche, die nach einem Erschrecken sofort ein paar Schritte oder Sprünge fliehen, bevor sie sich der vermeintlichen oder tatsächlichen Gefahr zuwenden, sind dafür nicht geeignet.

Ein paar Punkte zur aktuellen Diskussion

Meinungen, welche ich im Netz gelesen habe, wonach Pferde durch das (professionelle) hobbeln „gebrochen“ werden oder Ähnliches sind großer Unkenntnis und starker Emotionalisierung dieses Themas geschuldet.

Natürlich, wenn ein Trainer einem Pferd die (Vorder)beine zusammenbindet um es im Rahmen eines (sinnfreien) „Dominanz“-Konzeptes zu unterwerfen, dann ist dies reine Tierquälerei und zeugt nur von einem: Dieser Mensch hat keine Ahnung von Pferden und einer korrekten Pferdeausbildung.


Meiner Meinung nach gibt es in Rahmen der Pferdeausbildung keinen Grund das Hobbeln zu praktizieren (Ausnahme und diese mit Einschränkungen: aktive Wanderreiter), da es schlicht kaum Notwendigkeiten dafür gibt.


Keinesfalls aber sollte Hobbeln bei großen Events vorgestellt und angewendet werden, zu groß ist das Risiko, dass sich Hinz und Kunz nach solchen Darbietungen daran versuchen und so ihre Pferde in Gefahr bringen.

Der großen emotionalen Entrüstungswelle aber, die aktuell durchs Netz geht und medial ausgeschlachtet wird, kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Den Allermeisten von denen, die sich echauffieren, fehlt scheinbar schlicht das Wissen und ihre „Argumentationen“ sind rein menschlich emotional getragen.

Zum Abschluss noch zwei Begebenheiten, welche zeigen, dass professionelles Hobbeln in der Ausbildung aber auch Leben retten oder vor schwereren Verletzungen bewahren kann.

Unser Wallach wurde während seines Trainings vor knapp 24 Jahren von einem sehr versierten Jungpferde-Trainer im Rahmen seiner Ausbildung gehobbelt. Ich denke, dies hat ihn in der Folgezeit vor schweren Verletzungen bewahrt, auch wenn ich damals – sagen wir mal so – dem Ganzen mehr als skeptisch gegenüberstand.

In seinen jungen Jahren neigte unser Wallach dazu, Zäune auf ihre Belastbarkeit hin zu testen oder besser gesagt, er lebte nach der Philosophie: „don‘t fence me in“ (zäune mich nicht ein).

Bei einer solchen Aktion hatte er sich in einem Zaun verfangen und beim Versuch vorsichtig wieder herauszukommen, total und eng eingewickelt. Die meisten Pferde würden nun versuchen sich durch heftige Bewegungen aus einer solchen Situation zu befreien, was nicht ohne erhebliche Verletzungen abgehen würde.

Er dagegen stand völlig ruhig – wohl über 3 Stunden lang, bis zu seiner Befreiung, welche er mit Wiehern und Gebrummel entgegensah.

Ein anderes Mal hatten er und meine Leitstute sich an den Beinen zusammengefesselt, als sie bauliche Veränderungen an einem Zaun vornehmen wollten. Sie standen jeweils Kopf an Hintern eng zusammen. Wieder waren es ein paar Stunden, wie uns Koppelanreiner erzählten, für welche die Pferde auf die Entfernung betrachtet, einfach nur dastanden und zu tösen schienen.

Beide Pferde blieben ruhig. Der Wallach, weil er das Hobbeln kannte,  meine Leitstute, weil sie eben eine echte Leitstute ist, welche sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Die meisten anderen Pferde hätten sich wohl in einer solchen Situation die Beine (Sehnen etc.) zerschnitten. Zur Befreiung der Beiden brauchte ich damals knapp 15 Minuten.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) | „Tierschutz im Pferdesport – Leitlinien zu Umgang mit und Nutzung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“ | BMEL – 2020 | Seite 30

[2] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. | „2.7 Haltung und Vorführung von Pferdeartigen“ | Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. – 2017 | Seite 6

[3] 1 Dezimeter = 10 cm


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Rücken- und Schenkelgänger

Rücken- und Schenkelgänger

1882 erschien in 1.Auflage im Hahnverlag das Buch „Die Bearbeitung des Reit- und Kutschpferdes zwischen den Pilaren“ Autor war Bernhard H. von Holleuffer (*1827- † 1888)[1].

Er gilt bei vielen als derjenige, der die Begriffe „RÜCKENGÄNGER“ und „SCHENKELGÄNGER“ erstmalig erwähnte. An anderer Stelle werden die Gebrüder Günther (1859) sowie d´Elpons (1877) genannt.

In seinem Buch schrieb von Holleuffer:

Man unterscheidet deshalb Rückengänger und Schenkelgänger. Die letzteren verrichten die Bewegungen ohne Mitgebrauch der Wirbelsäule, die Bewegungen sind hart oder gespannt, nicht raumgreifend, entweder übereilt oder träge, sie richten ihre Beine und die Reiter zugrunde, sie stehen entweder hinter dem Zügel oder liegen tot auf demselben und sind nicht zuverlässig im Gehorsam“[2].

Die Rückengänger bedienen sich dagegen bei allen Bewegungen der Schwingungen nach vorn und nach unten: je kräftiger und spielender diese sind, je aktiver und raumgreifender, je weicher und elastischer, frischer und entschlossener sind die Bewegungen, die Pferd und Reiter gesund erhalten und das Erstere dem Letzteren in vollkommenem Gehorsam in die Hand spielen.“[3]

Allerdings irrte sich von Holleuffer in seinem Glauben, dass diese Schwingungen in einem sich bei jeder Bewegungsfolge wiederholenden Auf- und Abwölben der Wirbelsäule bestehen.

Dies aufzuklären blieb Gustav Steinbrecht in seinem 1885 erschienenen und von Paul Plinzner aus Steinbrechts Notizen verfassten Werkes „Das Gymnasium des Pferdes“,  sowie dem Schweizer Pferdearzt Hermann Schwyter mit seiner 1907 erschienenen Arbeit „Über das Gleichgewicht des Pferdes“ vorbehalten. Sie führten Holleuffers Theorie „auf ihr richtiges Maß – den HERGEGEBENEN RÜCKEN – zurück“. Aber auch diese Herren brachten nur altes Wissen zu neuen Geltung. Der HERGEGEBENE RÜCKEN und das genaue Verständnis darüber was man darunter zu verstehen hatte, existierten, als feststehende Begrifflichkeit, schon lange vor ihnen, war aber durch Ignoranz der Vergessenheit anheimgestellt worden.

Dieser HERGEGEBENE RÜCKEN war schon bei  E.F. Seidler elementar. Dieser widmete in seinem Werk „Die systematische Bearbeitung des Campagne- und Gebrauchs-Pferdes“ (1837) dem „hergegebenen Rücken“ viel Raum[4]. Auch wies er, ohne den Begriff „Schenkelgänger zu gebrauchen, auf die Gefahr eines „KRAMPFHAFT ANGESPANNTEM  RÜCKEN“[5] hin:

Den Stichtrab muß man bei jungen Pferden in erster Zeit unterdrücken, weil sie diesen nur mit krampfhaft angespanntem Rücken hervorbringen.“ [6]

Was nun aber ist dieser „hergegebene Rücken“ eigentlich?

Ganz schlicht und einfach gesagt: ER IST NICHT KRAMPFHAFT ANGESPANNT – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Was er aber NICHT ist, er ist KEIN AUF- UND ABSCHWINGENDER Rücken, welchem die Rückenfanatiker – die Biomechanik des Pferdes völlig ignorierend – huldigen.

Diese fragwürdige Aussage des Herrn von Holleuffer hat sich leider tief in die Köpfe einiger neuzeitlicher anglomaner Reitergenerationen gefräst und führt zu völlig unsinnigen Trainingsmethoden – wie beispielsweise VORWÄRTS-ABWÄRTS, aber auch ROLLKUR!

Und es führt dazu, dass wirklich gut ausgebildete und gut gehende Pferde mit Kritik überhäuft und diffamiert werden und damit besteht die große Gefahr, dass die GUTEN BILDER mehr und mehr aus unseren Köpfen verschwinden werden.

REITEN UND REITKUNST ADE!


[1] Bernhard Hugo von Holleufer war ein Königlich Preußischer Stallmeister am Militärreitinstitut Hannover

[2] Bernhard Hugo von Holleufer (oder auch Bernhard Hugo von Holleuffer) | „Die Bearbeitung des Reit- und Kutschpferdes zwischen den Pilaren“ | 1882 | Hahn ’sehe Buchhandlung – Hannover | Seite 37

[3] Bernhard Hugo von Holleufer (oder auch Bernhard Hugo von Holleuffer) | „Die Bearbeitung des Reit- und Kutschpferdes zwischen den Pilaren“ | 1882 | Hahn ’sehe Buchhandlung – Hannover | Seite 37

[4] Ernst Friedrich Seidler | „Die systematische Bearbeitung des Campagne- und Gebrauchs-Pferde“ | Ernst Siegfried Mittler Verlag | 1837 | Seiten: 6, 10, 32, 39, 40, und viele Seiten mehr

[5] Ernst Friedrich Seidler | „Die Dressur diffiziler Pferde“ | 2. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1846 | Olms-Verlag 1990 | Seite 137f

[6] Ernst Friedrich Seidler | „Leitfaden zur systematischen Bearbeitung des Campagnen- und Gebrauchspferdes“ | Eigenverlag – Gedruckt in der Dietericischen Buchdruckerei (E.G. Mittler) – Berlin | 1837 | Seite 41


Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie

Reiten auf schmalem Hufschlag

Die Schule REITEN AUF SCHMALEM HUFSCHLAG ist eine der anspruchsvollsten und wertvollsten Übungen innerhalb der REITKUNST. Sie verbessert gleichzeitig Reiter und Pferd in der Qualität der Kommunikation.

Viele Reiter, in ihrer Überheblichkeit gefangen, würden dazu neigen, diese so schlicht anmutende SCHULE geringschätzig zu bewerten und sie in falsch verstandenen Stolz voreilig ablehnen.

Ich bin nicht im Zweifel, daß Anglomanen wie geniale Reiter über dies Kapitel mit Achselzucken hinweggehen werden und doch sind grade diese Gattungen von Reiter diejenigen, welche von einem so wirkungsvollen Handwerkskniff einen äußerst vortheilhaften Gebrauch machen könnten, um wenigstens den Pferden, denen jede Schulbildung abgeht, Aufmerksamkeit auf jeden einzelnen Zügel und Schenkel zu lehren. Auch sind ungebildete Reiter, die sich stets zerstreuen, gezwungen, hierbei unausgesetzt die Aufmerksamkeit auf des Pferd zu richten, da es ohne diese angespannte, für Reiter und Pferd schweißtreibende Aufmerksamkeit nicht ausführbar ist.

Otto Digeon von Monteton | „Über die Reitkunst“ | 1877 | Nachdruck Olms-Verlag 1995 | Seite 206F

Um die Schule REITEN AUF SCHMALEM HUFSCHLAG vorzubereiten nutzt man einen gewöhnlichen Eisenrechen (oder nord- und mitteldeutsch: eine Eisenharke), so wie in der Gartenarbeit gebräuchlich. Der Rechenbalken (der Teil mit den Zinken), ist in der Regel 30-40 cm breit und sollte auch nicht breiter sein.

Mit diesem Rechen zieht man in der Arena (Reitplatz, Reithalle) einen Kreis mit maximal möglicher Größe, i.d.R. wird der Durchmesser wohl zwischen 20 – 25 Meter liegen[1].

Die Aufgabe des Reiters ist es nun – zunächst im Schritt – mehrere Runden versuchen, sein Pferd auf dieser gezogenen Linienführung zu halten. Das Ziel dabei sollte sein, das KEIN Hufabdruck außerhalb dieser gerechneten Spur liegen darf. Was die Erwartungshaltung anbelangt, sollte man demütiger auftreten. Wichtig ist auch, dass man mindestens 15-20 Minuten in eine Richtung arbeitet, bevor man die Hand wechselt und erneut 15-20 Minuten versucht in der Spur zu bleiben.

Was nun lehrt diese SCHULE?

Zu Beginn der Übung wird man mehr oder weniger stark von dieser gezogenen Linienführung abweichen. Die reiterlichen Korrekturhilfen fallen dabei meist relativ „grob“ aus, so dass eine Übersteuerung des Pferdes entsteht und Hufabdrücke neben die Linie kommen. Die folgende Korrektur lässt dann das Pendel in die andere Richtung ausschlagen und so oszillieren Pferd und Reiter zunächst links und rechts der Linie.

Mit der Zeit aber, was eine gewisse Losgelassenheit (keine Erwartungshaltung) vom Reiter erforderlich macht, wird der Reiter sich immer besser in die Bewegungen des Pferdes einfühlen und Abweichungen wahrnehmen können. Die Korrekturen werden daraufhin frühzeitiger und FEINER erfolgen. Wo vorher sein Körper das Pferd „angeschrien“ hat, wird nun ein FLÜSTERN daraus.

Dieses wiederum hat Auswirkungen auf das Pferd. Da der Reiter nun leise mit seinem Körper „spricht“, muss das Pferd seinerseits mit seinem Körper aufmerksamer „zuhören“, was dazu führt, dass es immer feiner auf fein gegebene Hilfen reagieren wird.

Die SCHULE REITEN AUF SCHMALEM HUFSCHLAG ist also eine der exzellentesten Übungen überhaupt, um die KÖRPER-KOMMUNIKATION zwischen Pferd und Reiter deutlich zu verbessern und sie gehört damit zu den elementaren SCHULEN meiner LEHRE VOM GRALSWEG.

Nachdem man im Schritt weitgehend erreicht hat, dass die Hufabdrücke auf der gerechneten Spur verbleiben, kann man diese SCHULE im Trab und schließlich im Galopp probieren.

Preußische Kavallerieoffiziere (vor 1850) schafften, nach etwa einem Jahr des Übens, in diese SCHULE im Galopp, einhändig auf Trense geritten, 15 Minuten lang die Linie zu reiten ohne dass auch nur ein Hufabdruck daneben ging!

Bild: Franz Krüger: Parade am Berliner Opernplatz 1822, Gemälteausschnitt.


[1] In Abweichung zu der Beschreibung von Otto Digeon von Monteton, in der der Kreis vorgeritten und anschließend erst mit dem Rechen nachgezogen wird (was ein noch schwereres Erarbeiten dieser SCHULE darstellt, wird hier der Kreis vorher gezogen.


Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie

Ich hab sie bereits gelesen!

Immer wieder findet man auf Sozialen Medien, beispielsweise Facebook, Posts in denen jemand Reitliteratur anbietet, manchmal mit Bemerkungen wie:

„Ich habe sie bereits gelesen!“

Handelt es sich dabei auch noch um das Wissen „alter Meister“ welches man hier leichtfertig zu verschleudern gedenkt, dann kann man nur attestieren, dass die Person, die dieses tut, nicht wirklich Interesse am Verstehen der REITKUNST hat und das sie  mit der ihr vorliegenden Literatur allenfalls ihren Zitaten-„Schatz“ vergrößern wollte.

Dies kann man gerne mit dem größten Teil neuzeitlicher Reitliteratur so tun, für die mitunter der Weg in den Papiercontainer, die Reiterei und vor allem die Pferde, vor manchem Schaden bewahren würde.

Nicht so aber kann und darf man mit manchem Wissensschatz voriger Jahrhunderte verfahren. Diese Reit- und Stallmeister der damaligen Zeit konnten wahrlich etwas, doch sie wirklich zu verstehen ist äußerst schwierig. Einmal lesen reicht dabei nun wirklich nicht aus. So respektlos und vermessen sollte man keinesfalls sein.

Dieser Wissensfundus erschließt sich nicht durch das einmalige Lesen eines Buches, mag man sich auch für noch so intelligent halten.

Ein wesentlicher und nicht zu umgehender Punkt für das WIRKLICHE Verstehen alter Reitliteratur ist die tägliche und umfangreiche PRAKTISCHE ARBEIT mit den Pferden – mit VIELEN Pferden unterschiedlicher Rassen und unterschiedlicher Konstitution und Disposition.

Diese Arbeit lässt manches Buch großer Reit- und Stallmeister mehrfach wieder zur Hand nehmen und studieren. Mehr und mehr erhält man dadurch die Chance, das geschriebene Wort, in der Praxis gelebt, besser zu verstehen und besser zu werden in der Arbeit mit den Pferden.

Doch auch dies ist noch nicht ausreichend für das tiefe Verständnis. Man muss den jeweiligen Autor und sein Werk strikt im Kontext seiner Zeit beurteilen. Neuzeitliche Denkmuster und Begriffsinterpretationen sind hier eher hinderlich und führen – was man an den aktuellen „Reitlehren“ und –methoden durchaus erkennen kann – zu problematischen Fehlinterpretationen und Logikbrüchen.

Auch ist es zum wahren Verständnis unabdingbar, sich mit dem zeitlichen DAVOR und DANACH des jeweiligen Autors zu beschäftigen. Woraus schöpfte er sein Wissen, wie wurde er von der mittel- und unmittelbaren Nachwelt beurteilt und welche Zweckänderungen erlebte die Reiterei im Zeitablauf als Ganzes?

Genau dieser Zweck macht es auch erforderlich, sich mit Wissen und Wissenschaften zu beschäftigen, welche über das eigentliche Reiten weit hinausgehen, aber in Wirklichkeit großen Einfluss darauf haben. Einfluss natürlich auch auf die jeweils eigene Erfahrungen und das dargestellte Wissen des betrachteten Autors.

Mit jedem Mosaiksteinchen wird man ihn, den gelesenen alten Meister, mehr und mehr verstehen lernen, doch dazu muss man sein Werk mitunter wieder und wieder – in Teilen oder als Ganzes – intensiv studieren, von Mal zu Mal aber geschieht dies mit wachsender Erfahrung und Wissen im eigenen Rucksack.

EINMAL, ZWEIMAL … LESEN REICHT NICHT!

Um nur mit Zitaten protzen zu wollen ist manches Buch zu teuer.  Google würde da auch schon reichen.

Doch wer wirklich das Reiten und die Reitkunst tiefer verstehen möchte, wird keines der Bücher wahrer alter Meister hergeben wollen. Für einen solchen „DENKENDEN REITER“ werden diese Bücher, vielleicht noch mit eigenen Randnotizen ergänzt, ein ewiges Nachschlagewerk und Schmuck für eine kleine private Bibliothek sein.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Alt werden können sie trotzdem

Alt werden können sie trotzdem

Oft bekomme ich Argumente zu hören wie dieses:

„Aber ich kenne einige Pferde, die sind schon über 20 Jahre alt und können immer noch geritten werden – und das, obwohl sie meist langgelassen und im Vorwärts-Abwärts geritten wurden …“

Bevor man solches kundtut, sollte man sich mal genau anschauen, welchen Belastungen unsere Pferde heute tatsächlich ausgesetzt werden. Wie oft werden sie überhaupt geritten?

Jeder darf sich nun mal fragen, wie viele Stunden reite ich mein Pferd pro Woche?

Da kommt nicht wirklich viel zusammen. Mit Sicherheit in den aller-allermeisten Fällen keine 5-6 Stunden – PRO WOCHE.

Zum Vergleich: ein preußisches Kavalleriepferd zu Zeiten Friedrich des Großen war 8-10 (mitunter mehr) Stunden TÄGLICH unterm Sattel und dies überstanden diese Pferde aufgrund ihrer exzellenten Ausbildung ohne nennenswerte körperliche Beeinträchtigungen! Vorwärts-Abwärts oder Dehnungshaltung mussten diese Pferde nicht ertragen.

Heute geht man meist nur ins Gelände, wo allenfalls bergauf- und bergab eine geringgradig stärkere Belastung aufkommen lässt (In Norddeutschland eher auch da nicht).

Viele Spielereien, die man heute betreibt, belasten die Pferde allerhöchstens in Form von Stress, aber nicht aufgrund körperlicher Herausforderungen.

Bei derart geringen Leistungsanforderungen werden die körperlichen Beeinträchtigungen und Schädigungen an den Pferden mitunter gar nicht auffällig.

Dennoch werden regelmäßig Tierärzte und Therapeuten konsultiert, da Pferde Probleme an Rücken, Knien, Sehnen, etc. haben, trotz – oder viel wahrscheinlicher wegen – dieser minimalistischen Belastungen denen sie ausgesetzt sind. Das sollte zu denken geben!

Darüber hinaus sind die meisten Pferdebesitzer gar nicht in der Lage den Gesundheits- und Gemütszustand ihres Pferdes korrekt zu beurteilen. Eine groß angelegte Studie zur Rückengesundheit der Schweizer Reitpferdepopulation, die u.a. von der Stiftung ProPferd und vom SVPS unterstützt wurde kam für meinen Geschmack zu erschreckenden Ergebnissen.

Den Kern der Studie bilden die 248 Pferd-Reiter-Paare, die sich für die Untersuchungen freiwillig zur Verfügung gestellt haben. Grundvoraussetzung war, dass die Reiterinnen und Reiter sowohl sich selbst als auch ihr Reitpferd als beschwerdefrei und gesund beurteilten.

Die Reiterinnen und Reiter die in dieser Studie mitmachten waren im Durchschnitt 37 Jahre alt, 93% von ihnen waren Frauen, 54% verstanden sich als ambitionierte Sportreiterinnen bzw. -reiter. Die durchschnittliche Reiterfahrung belief sich auf 25 Jahre.

Es sollte an dieser Stelle niemanden geben, der hier von  pferde- und reitunerfahrenen Menschen sprechen dürfte.

Was zeigte die Studie …

Die Röntgenuntersuchung ergab bei 45% der allesamt als leistungsbereit und reitgesund eingestuften Studienpferden leicht- bis hochgradige Veränderungen an den Dornfortsätzen, die auch die Rückenbeweglichkeit einschränkten. Leicht- bis hochgradige arthrotische Veränderungen an den Wirbelgelenken wurden bei 52% im unteren Hals und bei 38% der Pferde in der Sattellage und Lende gesehen. Die Ultraschallbilder zeigten mindestens leichtgradige Veränderungen im Bereich der Iliosakralgelenke bei 32%.

Hinzugesagt sei, dass die wirklich hochgradigen Veränderungen (welche ein Reiten sicherlich verbieten müssten) eher selten waren.

Eine bessere Bestätigung für die vorherrschenden Defizite in der Beurteilung der eigenen Pferde kann es nicht geben.

Sie werden nur noch durch solche Bilder, wie jedes Titelbild der CAVALLO 01/2020, auf der eine verkrampft lächelnde Reiterin auf einem niedergeschlagen und traurig, resigniert dreinblickenden Pferd in DEHNUNGSHALTUNG sitzt, getoppt.

Würde man die Kommentierungen zu diesem Bild statistisch auswerten, so müsste man mit großem Erschrecken zu Kenntnis nehmen, dass ein sehr, sehr großer Anteil der „beurteilenden“ Personen ein ENTSPANNTES Pferd sehen würde, was auf extrem defizitäre empathische Fähigkeiten und geringes Wissen schließen lässt.

Also:
Die Pferde können schon alt werden – doch wie es in ihnen wirklich aussieht scheint kaum zu interessieren!


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Buckeln Pferde aus Freude?

Buckeln Pferde aus Freude?

13.3.1. | Machen Pferde „Freudenbuckler“, wie dies oft in so manchen „Ausbruch“ eines Pferdes hineininterpretiert wird? Um diese Frage zu beantworten ist es erforderlich, sich zunächst noch einmal zu vergegenwärtigen, wie sich die Emotion FREUDE [10.2.8.2.3.] definiert. Freude leitet sich aus der Ur-Emotion WUT ab, die dazugehörige Reaktionsoption ist ANGRIFF. Betrachten wir nun im Folgenden verschiedene Situationen, in denen es zu vermeintlichen „Freudenbuckler“ kommt.

13.3.1.1. | Pferde, die früher über Nacht in Ständern oder später dann auch in Boxen aufgestallt waren, zeigten mitunter „Temperamentsausbrüche“, wenn sie frühmorgens zur Arbeit geholt wurden. Dies wurde als STALLMUT bezeichnet, deren Ursache man in der nächtlichen Bewegungseinschränkung sah. SPANNUNGEN und der Wunsch diese zu lösen, sind hier der Grund für den einen oder anderen Bocksprung. In den Sprüngen selbst richtet sich die „WUT“ des Pferdes gegen eine innere Spannung, welche das Pferd durch einen „Angriff“ (Bocksprung) abzuwehren sucht.

13.3.1.2. | Während die Gründe für STALLMUT damals, als die Pferde noch viele Stunden des Tages arbeiten mussten, ihre Berechtigung gehabt haben mögen, denn der Stillstand der Nacht sorgte für SPANNUNGEN, die das Pferd nun durch Buckler zu lösen suchte, kommt in der heutigen Zeit ein weiterer Aspekt hinzu:  Immer noch stehen Pferde lange Zeit – oft tagelang – in Boxen weggesperrt, weil deren Besitzer, in sträflicher Weise, nur gelegentlich mal vorbeikommen. Die Fütterungszeiten stellen dabei für ein solches Pferd die wenigen Highlights, eines ansonsten eintönigen Tages dar. Holt man nun das Pferd aus der Box, so wird es beim Verlassen des Stalles erstmal nach vielen Stunden wieder, mit einer Vielzahl von Reizen konfrontiert, auf welche es zunächst mehr oder weniger stark mit Nervosität (Emotion ANGST) und mit der Reaktionsoption FLUCHT reagieren wird. Buckelt das Pferd dabei allerdings, dann hat ein Wechsel vom Flucht- zum Angriffsmodus (Ur-Emotion Wut oder Ableitung davon) stattgefunden. Von Freude keine Spur!

13.3.1.3. | Immer wieder kann man beim SPRINGREITEN Pferde sehen, welche nach dem Überspringen eines Hindernisses, einen oder mehrere Buckler zeigen. Solches Verhalten hat überhaupt nichts mit FREUDE zu tun, sondern ist die Konsequenz von Schmerzen (Rücken etc.) oder „nur“ von Spannungen, auf welche das Pferd nun instinktiv reagiert. Das Pferd ist im Angriffsmodus gegen den Schmerz oder die (Ver)Spannungen.

13.3.1.4. | Werden Pferde zum erste Mal, nach der langen Winterpause auf die Weide gelassen, dann rennen sie erst eine Weile und es kommt dabei auch zu dem einen oder anderen Bocksprung. Was wir nun als „Freudensprünge“ interpretieren, ist schlicht das Auflösen einer Spannung. Eine angespannte Phase des KÖRPERLICH UNWOHLFÜHLENS, weil der Zugang zu frischen Gras versperrt war, löst sich nun auf. Auch an der Mimik der Pferde kann man erkennen, dass sie näher an der Ur-Emotion Wut, als an der, daraus abgeleitete, Emotion FREUDE stehen. Mitunter sieht man auch ein gewisses kurzes Angriffsverhalten wenn zwei Pferde sich einander annähern. Hier versuchen Pferde einen „territorialen Anspruch“ auf ein Stück Grasland deutlich zu machen, d.h. es findet ein, mehr oder weniger spielerischer Ressourcen-Konflikt statt.

13.3.1.5. | Man mag nun einwenden, dass Fohlen schon mal gerne über die Weide oder im Spiel mit anderen Jungtieren buckeln – vermeintlich aus Freude. Doch auch hier ist nicht (Lebens-)Freude das auslösende Momentum, sondern und dies überwiegend bei Hengsten (Wallachen), das Kennenlernen des eigenen Körpers, die instinktive, natürliche Vorbereitung auf den Kampf. Bei Stutfohlen (Ausnahme: hengstige Stutfohlen) sieht man ein derartiges Verhalten so gut wie überhaupt nicht.

13.3.1.6. | Was man immer bei der Beurteilung solchen Verhaltens beachten sollte, ist das Grundgesetzt, welches dieses Verhalten bestimmt und dies ist der SINN DES LEBENS [2.], sprich das ÜBERLEBEN! Zuviel Bewegung macht sichtbar! Für ein Flucht- oder Beutetier kann dies den Tod, für ein Raubtier den Verlust der potenziellen Beute bedeuten. Der menschliche Wahn: Veränderung bedeutet Leben ist in Wahrheit für das Überleben kontraproduktiv!

13.3.2. | Nein, Pferde machen keine „Freudenbuckler“! Zumindest nicht in der Form, die wir uns gemeinhin darunter vorstellen (Jubel, Trubel, Heiterkeit), sondern sie zeigen mehr oder weniger starke Abstufungen zwischen der Ur-Emotion WUT und der aus dieser über die SCHADENFREUDE abgeleiteten Emotion FREUDE.

Auszug aus der Rohfassung meines Buches
Emotion – Überlebenshelfer und Störenfriede


Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie

Curriculum Vitae | Lebenslauf

KURZPROFIL

Langjährig, bis April 2003, in verantwortlichen Positionen im Controlling der Versandhäuser Quelle AG und Neckermann Versand AG tätig. Vom April 2003 bis November 2009 in der Quelle als Leiter Informationsmanagement und Einkaufservice der Warenwirtschaft leitender Angestellter.

Mitglied des Oberen Führungskreises der Quelle GmbH, der Neckermann Versand AG und der Primondo GmbH. Des Weiteren, Expertise im Beratungsgeschäft. Visionär und Entwickler u.a. des hochinnovative und mit dem Business-Intelligence-Best-Practice-Award 2008 ausgezeichnete Web-Informations- und Wissensmanagementkonzept „Business@Times“, das die Informationsversorgung der Entscheider auf allen Ebenen eines Unternehmens professionell sicherstellt.

Herausragende Versandhandelskenntnisse, ein hohes mathematisch-analytisches Verständnis. Darüber hinaus ausgeprägte Kenntnisse in System- und Chaostheorie und ein großes pädagogisches Geschick. Führungspersönlichkeit, mit der Fähigkeit Höchstleistungsorganiationen zu schaffen und in Krisen- und Extremsituationen motivierend und erfolgreich zu führen. Langjährige Erfahrung in erfolgreicher Korrektur körperlich diffiziler sowie verhaltensauffälliger Pferde unterschiedlichster Rassen (vom Zwerg-Pony bis zum Shire Horse).

Neben einem Studium der Betriebswirtschaft an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie wurde ein Gaststudium der Philosophie an der Fernuniversität Hagen absolviert. Erfolgreicher Speaker auf verschiedenen Konferenzen und Workshops.

BERUFSPRAXIS


09/2011 – Heute

SCHULE DER HIPPOLOGIE
Ausbildung von Pferd und Reiter nach meiner LEHRE VOM GRALSWEG
A.R.T. LEADERSHIP
Führungs- und Individual-Coaching

01/2010 – 12/2010

coretelligence GmbH & Co. KG, Bad
Senior Management Berater und Kennzahlen-Profiler, Zuständig für die Entwicklung von neuen, innovativen Beratungsformaten und Informations- und Wissenskonzepten.

01/2006 – 12/2009

Quelle Gmbh, Fürth
Bereichsleitung Informationsmanagement und Einkaufsservice der Warenwirtschaft.
Leitender Angestellter der Quelle GmbH und Mitglied des oberen Führungskreises der Primondo-Versandhandels-Holding GmbH.

04/2003 – 12/2005

Quelle GmbH, Fürth und Neckermann Versand AG, Frankfurt a.M.
Bereichsleitung Informationsmanagement und Einkaufsservice der Warenwirtschaft.
Leitender Angestellter der Quelle GmbH, der Neckermann Versand AG und Mitglied des oberen Führungskreises der Primondo-Versandhandels-Holding GmbH.

06/2002 – 03/2003

Quelle GmbH, Fürth und Neckermann Versand AG, Frankfurt a.M.
Leitung Planung und Controlling Vertriebswege und Marketing
Stellvertretender Bereichsleiter Controlling Ressort Vertrieb Quelle und Neckermann.

02/1998 – 06/2002

Quelle Versand AG, Fürth
Leitung Planung und Controlling Systemkunden

09/1992 – 01/1998

Quelle Versand AG, Fürth
Referent Planung und Controlling Quelle Shops

07/1990 – 08/1992

Quelle Versand AG, Fürth
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Planung und Controlling Einkauf Technik und Hartwaren

07/1988 – 08/1991

Quelle Versand AG, Fürth
Mitglied des Junior-Controller-Kreises

10/1986 – 06/1990

Quelle Versand AG, Fürth
Sachbearbeiter Planung und Controlling Quelle Technik-Center

12/1983 – 09/1986

Quelle Versand AG, Fürth
Rampenmeister Wareneingang Werbemittelversand

01/1982 – 11/1983

Quelle Versand AG, Fürth
Lager und Transportarbeiter
Werbemittelversand

01/1978 – 12/1981

Bundeswehr – Zeitsoldat
Ausbilder, Gruppen- und Zugführer, Batterietruppführer.
08/1979 Beförderung zum Unteroffizier
10/1980 Beförderung zum Stabsunteroffizier


STUDIUM UND AUSBILDUNG

09/1991 – 07/1994

Fernuniversität Hagen
Fakultät Philosophie
Gaststudium der Philosophie

09/1987 – 04/1991

Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Nürnberg
Studium Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Recht.
Abschluss: Betriebswirt VWA

10/1979 – 07/1980

Berufsförderungsdienst der Bundeswehr
Abendkurs Bürokaufmann
Abschluss: Bürokaufmann IHK


AUSGEWÄHLTE WEITERBILDUNGEN

  • Hauser-Consulting
    Management-Forum (über 1 Jahr) – Führungscoaching für Mitglieder des oberen Führungskreises (Quelle, Neckermann).
  • St. Galler Business School
    Intensivseminar General-Management und Strategisches Management
  • Controller-Akademie
    Kurse 1+2 und OLAP-Datenbank-Management

KENNTNISSE UND FÄHIGKEITEN

  • Führungsbefähigung in Krisensituationen und unter Extrembedingungen
  • Entwicklung von Höchstleistungs-Organisationen
  • Chaos- und Systemtheorie
  • Große analytische Fähigkeiten („brillanter messerscharfer analytischer Verstand“ Zitat aus Führungskräftebewertung)
  • (Semantische) Business Intelligence
  • Competititv Intelligence
  • Supply-Chain-Management
  • Komplexitätsmanagement
  • Entwicklung lernender Organisationen
  • Systemtheoretische Analysen von Gesellschaften, ökonomischen und ökologischen Systemen
  • Herausragende Versandhandelskenntnisse
  • Konflikt-Management

AUSZEICHUNGEN

Business Intelligence Best Practice Award 2008

Dieser Award wird seit 2005 jährlich durch eine Jury aus anerkannten und unabhängigen Experten aus Wissenschaft nd Praxis vergeben.

                                       

VORTRÄGE AUF KONFERENZEN UND WORKSHOPS

  • Controllerverein – Arbeitsgruppe Franken März 2011 (Hann.Münden)
  • BI Best Practice Workshop – Universität St.Gallen / MAN – Oktober 2010 (München)
  • Technische Universität Bergakademie Freiberg Januar 2010 (Freiberg)
  • Konferenz Stammdatenmanagement 2008 (Bad Homburg)
  • TDWI BARC – Kongress 2008 (München)
  • DW Konferenz 2008 (St.Gallen)
  • Zukunftswerkstatt IT (Nürnberg)
  • BI-Tagung BMW Group 2009 (München)
  • Gesellschaft für Operations Researche e.V. – Arbeitsgruppe Prognoseverfahren 2009 (Nürnberg)
  • Controllerverein – Arbeitsgruppe Franken 2006 (Nürnberg)  
  • Juror TDWI BARC – Best Practice Award 2009                          

Gedanken über die Reitkunst

Reitkunst ist die aus Wissen und Erfahrung erwachsene Kunst jedes Pferd schöner, stolzer und stärker zu machen, als die Natur es schuf.

Richard Vizethum

Von allen Künsten ist die Reitkunst wohl die Anspruchsvollste.

Sie gehört, will man sie einordnen, sowohl zu den bildenden Künsten (durch die Umformung eines natürlichen Pferdes zu einem Reitpferd – also die räumlichen Verhältnisse der Kunst) aber auch zu den mimischen Künsten (durch den Ausdruck des Tanzes, als räumlich, zeitliche Verhältnisse).

In der REITKUNST ist das Kunstwerk – jenes vergängliche Werk – das zum Reitpferd umgeformte, rittige und ich möchte noch hinzufügen, an Körper und Geist dauerhaft gesunde Pferd.

Wahre Kunst offenbart sich nicht im Ausdruck grenzenloser Kreativität, sondern einer Kreativität die innerhalb von Grenzen zur maximal möglichen Entfaltung gelangt. Grenzen stellen für die Kreativität des Künstlers eine weit größere Herausforderung dar, als sich kreativ im Grenzenlosen zu artikulieren.

Die REITKUNST ist die einzige Kunst unter allen Künsten, welche seine Kreativität immer nur in einem begrenzten, durch die körperlichen und geistigen Möglichkeiten des Pferdes limitierten, Raum ausdrücken kann. Auch dies macht sie zur Herausforderndsten aller Künste und stellt hohe Anforderungen an Wissen und Können des Künstlers. 

Während eine Partitur, ein Gemälde oder eine Skulptur letztendlich durch die Kreativität eines Künstlers aus toter Materie entstehen, lebt das Ausgangsmaterial der REITKUNST und ist bei weitem nicht so fügsam wie die Grundelemente eines Komponisten, Malers oder Bildhauers. Auch kann jeder der genannten Künstler sein Werk ohne moralische Bedenken, bei Nichtgefallen nach Belieben zerstören.

Nun gut, in der Reiterei wird dieses Werk der Pferdezerstörung tagtäglich, auf allen Ebenen reiterlicher Aktivität von Dilettanten durchgeführt, ohne dass diese es überhaupt geschafft hätten, über die Stufe groben Bearbeitens des Ausgangsmaterials – oft bemerkenswerter, nahezu perfekter Produkte aus der Zucht – hinausgekommen zu sein.

Gleichwohl betrachten diese, an Wissen und Fähigkeiten eingeschränkten Personen ihr Tun als Kunst und versteigen sich sogar soweit, dieses, ihr Tun, mit KLASSISCH zu etikettieren, obwohl die Epoche aus der sie ihr „klassisches“ Wissen ziehen weit von dem entfernt ist was die wahren KLASSIKER des Reitens ausmacht und dazu noch in vielen Teilen auf einer Entwicklung beruht, welche der Reitkunst diametral entgegensteht: der anglomanen Reiterei. Einer Reiterei, die dem Gelände und dem Sport mehr Wert beigemessen hat, als der seriösen Ausbildung eines Pferdes.

Die Meinung derjenigen, welche die Theorie in der Reitkunst für unnütz achten, wird mich nicht abhalten, zu behaupten, daß dies eins der nothwendigsten Stücke ist, zur Vollkommenheit zu gelangen. Ohne diese Theorie ist die Ausübung immer ungewiß.

Francois Robichon de la Guérinière | „Reitkunst“

Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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