Manchmal mag vielleicht die Frage aufkommen: „Muss ich mein Pferd eigentlich unbedingt UMFORMEN?“
Nö, musst Du nicht!
Dazu aber eine kleine Geschichte:
Stell Dir jetzt einfach mal vor, Du hast ein kleines Auto, dessen Bremsen funktionieren nicht so toll, dessen Lenkung ist ausgeschlagen und das Kupplungspedal fällt manchmal durch.
Nun ja, damit kannst du sicher eine Weile gut über die Runden kommen und viele Kilometer unfallfrei fahren.
Doch …
… dann kommt eines Tages jene Situation, in der Du bergab versuchst einen LKW zu überholen. Solche Aktionen sind Dir und Deinem Auto nur bergab möglich, es fehlt halt an den nötigen Pferdestärken (kleines Wortspiel). Da die Strecke durch eine leichte Rechtskurve etwas unübersichtlich ist, hast Du das entgegenkommende Fahrzeug übersehen. Ein kurzes Bremsen und Du hättest noch hinter dem LKW einscheren können.
Ja, hättest Du, wenn die Bremsen nicht gerade in diesem Augenblick ihre Aktivitäten drastisch reduziert hätten. Den Rest des Szenarios erspare ich Dir jetzt.
Es sei aber noch erwähnt, dass Dir die bunte Bemalung Deines kleinen Autos, um die Du Dich so liebevoll bemüht hast, und die Dir viel Geld gekostet hat, in diesem Moment sicherlich keine große Hilfe gewesen sein dürften.
So, und nun stell mir nochmal die Frage „Ob Du Dein Pferd unbedingt UMGEFORMEN solltest?“. Angemerkt sei noch, dass wir hier zunächst nicht einmal von Tuning sprechen, um beim Autobeispiel zu bleiben, sondern es geht um das Herstellen einer sicheren und nachhaltigen Fahrtüchtigkeit!
Es war einmal vor sehr langer Zeit, da gab es in einem Land eine Kugel aus purem Gold. Jeder, der sie erblickte, war voll der Bewunderung und des Lobes ob dieser vollendeten Handwerkskunst. Sie galt als strahlendes Zeichen für Klarheit und reinem Wissens. Das gemeine Volk sagte dieser Kugel sogar Wunderkräfte nach.
Die Jahre des Glücks vergingen, dunkle Zeiten brachen an. In deren Wirren und Wandlungen die goldene Kugel verloren ging. Diejenigen, wenigen, die über die Kugel gewacht hatten starben und die Kugel verschwand. Niemand sah sie mehr – niemand suchte nach ihr.
Jedoch erinnerte sich manch einer dunkel an die Wunderkräfte dieser Kugel und man fragte nach ihr, um an ihrer Wunderkraft wieder teilhaben zu können. Nach einer Weile wurden die Nachfragen immer lauter und lauter. Die neuen Fürsten, die nichts von der Glorifizierung der goldenen Kugel hielten und die dereinst gar nicht so unglücklich darüber gewesen waren, dass die goldene Kugel verschwunden war, mussten etwas tun, wollten sie sich nicht den Unmut des Volkes zuzuziehen.
So ließen sie eine neue goldene Kugel herstellen. Da sie aber in diese weder viel Zeit, noch viel Geld investieren wollten, begnügte sie sich damit, eine Kugel, mit einem Kern aus Holz und einer Ummantelung aus Gold herstellen zu lassen. Das gemeine Volk merkte den Schwindel nicht und glaubte die alte Kugel mit den Wunderkräften sei wiedergefunden worden.
Die Zeit verging. Die Fürsten gingen nicht sehr pfleglich mit der neuen Kugel um, es war ihnen zu viel Arbeit. Durch Unachtsamkeit fiel die Kugel immer wieder zu Boden und die Goldbeschichtung bekam Riefen und Schrammen. Damit sie aber dennoch in schönem Glanze erstrahlte, gab man den Handwerkern die Anweisung sie immer wieder abzuschleifen.
Dadurch wurde aber die Goldschicht immer dünner und dünner. Irgendwann schimmerte plötzlich das Holz durch. Um dies vor dem gemeinen Volk zu verbergen, entschlossen sich die Fürsten die Beschichtung erneuern zu lassen. Da für sie die Bedeutung der Kugel im Laufe der Zeit immer weiter gesunken war, gaben sie, unter dem Siegel der Verschwiegenheit, die Anweisung anstelle des Goldes Messing zu verwenden.
Man polierte die Kugel so geschickt, dass sie wie Gold glänzte und man konnte die Menschen, die immer noch die wahre goldene Kugel mit den Wunderkräften vermuteten, erneut täuschen. Sie ließen sich auch nur allzu gern täuschen, war doch ihre Erinnerung an die wahre Kugel verblasst und nur noch der Glaube daran vorhanden.
Die neuzeitlichen Bewahrer der Kugel, die nichts mehr von der vergangenen goldenen Kugel und ihrer wahrhaftigen Wunderkraft wussten, machten sich so lange vor, dass IHRE Kugel diese ursprüngliche Kraft in sich trüge, bis sie selbst daran glaubten. Und sie verbreiteten ihren Glauben, der zur unumstößlichen Lehre erhoben wurde. Das Volk aber, bequem geworden, schloss sich dieser Lehre nur allzu gerne an.
Die wahre goldene Kugel mit den Wunderkräften aber, sie liegt noch irgendwo da draußen und wartet auf ihre Wiederentdeckung und ihre ruhmreiche Auferstehung.
Was das nun mit der Reiterei und der Reitkunst zu tun hat? Nun, das darf sich der geneigte Leser selbst beantworten.
Autor: Richard Vizethum | Der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie | 2019
Bilder, die eine sichtbar erschöpfte und gebrochene Stute nach einer Dressur-Kür auf einem CHIO in Aachen zeigten, wurden damals in den sozialen Medien heiß diskutiert.
Bilder, die eine sichtbar erschöpfte und gebrochene Stute nach einer Dressur-Kür auf einem CHIO in Aachen zeigten, wurden damals in den sozialen Medien heiß diskutiert.
Warum sah dieses Pferd so kaputt aus, während sich die Reiterin vom Publikum für ihren Sieges-Ritt feiern ließ. Einem Ritt, der vieles offenbarte, der aber weit entfernt von Harmonie und Leichtigkeit war und der auf eklatante Trainingsmängel hinwies.
Und hier sind wir bei dem eigentlichen Punkt dieses Blogbeitrags: Muss ein Pferd nach einem solchen Ritt SO aussehen?
Mancher Kommentar in den sozialen Medien wies darauf hin, dass beide, Reiter und Pferd eine große Leistung vollbracht hätten und dies vor großem Publikum und hohen Außentemperaturen. Dies alles kann man – mit Einschränkungen – durchaus als Begründungen für den Zustand des Pferdes anführen.
Doch die gerittene Kür dauert gerade mal ca. 8 Minuten. Nehmen wir das Abreiten dazu, dann mag das Pferd vielleicht ein bis eineinhalb Stunden unter dem Sattel gewesen sein. Kann man da schon von einer Leistung sprechen oder offenbart es nicht vielleicht eines: eklatante Trainingsmängel?
Schon bei einer oberflächlichen Betrachtung fiel die schwache Hinterhandmuskulatur der zugegebenermaßen zierlichen Stute auf. Ein derartiger Muskelstatus aber hat nichts mit der Zierlichkeit des Pferdes zu tun, sondern mit einem falschen, primär auf VORWÄRTS ausgerichtetem Training. VORWÄRTS, vor allem noch mit aktivem Vorwärts-Abwärts gewürzt, baut dort, wo die Kraft des Pferdes sitzt, keine nennenswerte Muskulatur auf.
VORWÄRTS verbessert die Ausdauerleistung aber nicht die Kraft und Kraft ist es, welche notwendig ist, um Leistungen zu erbringen, welche bei einer solchen Kür im Viereck gefordert sind.
Ausdauer ist zu 90% durch Willensleistung zu erzielen, nur die restlichen 10% entfallen dabei auf den körperlichen Aspekt (Lunge, Herz …). Bricht man den Willen des Pferdes, beispielsweise durch eine zu harte Reitweise, dann lässt sich die Leistung nur durch Verstärkung des Drucks durch den Reiter aufrechterhalten. Das Pferd wird gezwungen über sein Grenzen zu gehen und zerbricht daran. Es erduldet und zieht sich zurück.
Ich erlebe viele Pferde, die abgeschlossen haben. Mancher Pferdebesitzer denkt dann er hätte ja ein so ruhiges, cooles Pferd. Die nackte Wahrheit aber ist: Das Pferd hat aufgegeben! Beim Menschen würde man von einer Depression sprechen, ausgelöst durch Distress (anhaltender Stress und kaum Möglichkeiten für das Lebewesen sich durch Maßnahmen davon zu befreien).
Schon hier kann man erste Zusammenhänge erkennen, die für den Zustand dieser Stute verantwortlich zeigen:
Keine Kraft in der Hinterhand = falsches Training
Harte Reitweise
Wenn man sieht, was man heute unter „dressurmässiger“ Arbeit versteht, dann erklärt sich so manches.
In der Regel begrenzt sich diese Arbeit auf die drei Grundgangarten in unterschiedlichem Tempo (Vorwärts – Vorwärts – Vorwärts), Volten- oder Zirkelarbeit (oft in Dehnungshaltung) und dann das „Auswendiglernen“ von Lektionen. Das war es!
In der „Richtlinie für Reiten und Fahren“ der „Deutschen Reiterlichen Vereinigung“ heißt es, dass Pferd sei an oder knapp vor der Senkrechten zu reiten. Dies ist gewissermaßen allgemeingültig formuliert. Nun gut, hier befindet man sich durchaus in einer Linie mit so manchem „Reitmeister“ der Vergangenheit, nur das man deren Erkenntnisse dazu aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert hat.
In seiner Allgemeingültigkeit ist dies aber Unsinn, ignoriert es doch eklatant die auf der Physik basierenden biomechanischen Prozesse im Pferd.
In seiner NATÜRLICHEN HALTUNG sind Nacken-Rückenband und die langen Rückenmuskeln in einer, nennen wir sie mal, NEUTRALEN SPANNUNG, die ausreichend ist, damit das Pferd energiesparend agieren kann. Dabei ist die Nase des Pferdes deutlicher vor der Senkrechten und damit der Genickwinkel offen.
Würde man nun bereits in dieser Haltung das Pferd mit der Nase an oder vor die Senkrechte bringen, dann würde durch Zug auf das Nacken-Rückenband die Kruppe leicht angehoben und die Hinterhand nach hinten ausgestellt werden. Das Pferd kommt weiterhin vermehrt auf die Vorhand. Auch ein „Nachtreiben“ trägt nicht wesentlich zu einer Veränderung dieses Zustandes bei. Allenfalls auf Volten oder Zirkel kann man – zumindest optisch – kaschieren.
Dennoch wird dieses Verfahren gedankenlos, aber eben getreu der Richtlinie, munter praktiziert. So auch von dieser Reiterin.
Dieses Vorgehen ist ein Grund dafür, dass man ein Pferd „strecken“ (man nennt es „dehnen“) lassen muss, um ihm ab und zu mal Freiheit von dieser Zwangshaltung (Nase an die Senkrechte) zu geben.
Ein Grund für den Sperrriemen ist u.a. – das sei hier auch erwähnt – in dem Wunsch begründet, dass Pferd leichter an oder knapp vor die Senkrechte zu bekommen, indem man ihm die Möglichkeit nimmt, sich durch Maulaufreißen dem Nachgeben im Genick zu entziehen. Auch hier kann man attestieren: SCHLECHTE AUSBIDUNG!.
Es ist keine große Leistung, welche unsere Pferde in einem Dressurviereck erbringen – auch diese Stute nicht!
Jedes preußische Kavalleriepferd zur Zeit Friedrichs des Großen würde darüber nur amüsiert lächeln können. Diese Pferde damals waren, im Gegensatz zu den heutigen Pferden, top ausgebildet und erbrachten Leistungen, zu welchen unsere schlecht ausgebildeten Pferde nicht ansatzweise fähig wären – zumindest nicht, ohne massiven Schaden am Körper zu nehmen.
Der desolate Zustand dieses Dressurpferdes lässt sich im Wesentlichen auf eine völlig unzureichende Ausbildung, basierend auf falschen Konzepten, welche gerne, selbstüberhöhen, als „klassisch“ bezeichnet werden, sowie dem steten Kampf mit der Reiterin während der Kür zurückführen.
Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie | der letzte Stallmeister
Eine kleine, humorige Geschichte, die während einer Ausbildungseinheit mit einem wunderbaren Friesen x Warmblut – Wallach, zwischen dem lernwilligen Besitzer (BS) des Pferdes und mir (RL) entstand (etwas nachgearbeitet).
Eine kleine, humorige Geschichte, die während einer Ausbildungseinheit mit einem wunderbaren Friesen x Warmblut – Wallach, zwischen dem lernwilligen Besitzer (BS) des Pferdes und mir (RL) entstand (etwas nachgearbeitet).
Schon bei der 2. Übung dieser Einheit, zeigte der sonst durchaus kooperative Wallach ein so nicht vermitteltes Verhalten.
RL: „Was hast Du mit ihm gemacht? Das Programm läuft nicht mehr!“
BS: „Ich weiß es nicht! Er macht das seit ein paar Tagen.“
RL: „Seltsam! Ich denke, da werden wir wohl einen Reset des Programms durchführen müssen.“
BS: „Ich hab aber wirklich nichts gemacht! Es passierte einfach so.“
RL: „Von wegen ‚es passierte einfach so‘. Hast Du irgendwelche Fremdsoftware aufgespielt?“
BS: „Nein, nein, hab ich nicht!“
RL: „Oder irgendwelche Spiele? Ich hab Dich gewarnt: Du sollst keine Spiele hochladen!“
BS: „Nein, nein, hab ich ganz bestimmt nicht!“
RL: „Das glaube ich Dir nicht. Da ist irgendwas verstellt! Scheint als ob die Spracheinstellung verändert wurde.“
BS: „Aber ich hab wirklich nichts gemacht!“ (schon etwas geknickter).
RL: „Ja, es ist die Spracheinstellung. Wie kommt es das da Suaheli steht?“
BS: gesenkter Kopf und Schulterzucken
RL: „Gut, läuft wieder! Für die Zukunft: KEINE FREMDSOFTWARE UND SCHON GAR KEINE SPIELE!“
BS: reuiges Nicken
Bild zeigt ein anderes Pferd mit Reiterin
Autor/RL: Richard Vizethum | Schule der Hippologie
Ein Elektrikermeister wird in ein Haus gerufen. Die Besitzer dieses Hauses haben sich eine wunderbare neue aufwendige Multimedia-Anlage gekauft. Das Problem nun aber ist, dass immer dann, wenn sie die Anlage ans Stromnetz anschließen wollen, die Sicherungen fliegen.
Ein Elektrikermeister wird in ein Haus gerufen. Die Besitzer dieses Hauses haben sich eine wunderbare neue aufwendige Multimedia-Anlage gekauft. Das Problem nun aber ist, dass immer dann, wenn sie die Anlage ans Stromnetz anschließen wollen, die Sicherungen fliegen.
Man klärt den Elektrikermeister darüber auf, dass laut Expertenmeinung das Stromnetz des Hauses in einem sehr FEINEN Zustand sei und ein Nachbar, der sich hobbymäßig etwas mit Elektrik auskennen würde, gar der Meinung ist, dass man lediglich eine Sicherung austauschen müsse und dann würde alles perfekt funktionieren.
Der Elektrikermeister, ein sehr seriöser Vertreter seines Fachs, begutachtet daraufhin sehr gewissenhaft die gesamte Elektrik im Haus.
Sein Ergebnis ist „niederschmetternd“. Der Sicherungskasten ist historisch zu nennen, das Leitungsnetz völlig marode, ja, es liegen sogar Drähte offen. Es gibt keinen Sicherungsschalter und einige Lampenfassungen sind defekt.
Dies teilt er den Hausbesitzern schonend mit und rät ihnen zu einer Generalsanierung der gesamten Elektrik im Haus, was eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen würde.
Diese aber sind weiterhin der felsenfesten Meinung, dass alles in Ordnung sei und dass der Austausch einer Sicherung völlig ausreichen würde – schließlich wäre dies auch der Rat diverser Experten gewesen!
Der Meister gibt noch den Hinweis, dass die Gefahr groß sei, dass das Haus in Brand geraten könnte, doch er konnte die Besitzer nicht von einer Sanierung des Stromnetzes überzeugen und verließ etwas traurig das Haus, denn er fand, es sei ein sehr schönes Haus und man hätte was draus machen können – so, ja so es nicht vorher abbrennt!
WAS NUN ABER HAT DIESE GESCHICHTE MIT DEM REITEN ZU TUN?
„In drei Tagen kann ein Ignorant ein Pferd so verderben, dass ein großes Talent drei Monate lang dazu gebraucht, den Schaden wieder abzustellen.“
(Otto Digeon von Monteton – 1877)
Verrittene Pferde wieder rittig zu machen ist eine Herkulesaufgabe, die viel Wissen und Geduld erfordert. Dennoch scheint man weitläufig der Meinung zu sein „das Einschrauben einer neuen Sicherung“ würde ausreichen. Gerne ist man dann auch bereit auf „Experten“ zu hören, die einem genau dies suggerieren oder versprechen.
Dann darf schon mal „Lieschen Müller“ am Pferd herumbasteln.
Das kann gut gehen – meist aber „brennt die Bude ab“. Will heißen: es verschlimmert sich das Problem!
LIEBE ZUM PFERD, ERFAHRUNG, WISSEN, KÖNNEN UND VOR ALLEM GEDULD, GEDULD und nochmal GEDULD sind die besseren Ratgeber!
Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie
Man kann zum Pferderennsport stehen wie man will, doch ist man erst einmal auf der Rennbahn, dann saugt einen die Atmosphäre tief ein und lässt einen so schnell nicht wieder los.
Man kann zum Pferderennsport stehen wie man will, doch ist man erst einmal auf der Rennbahn, dann saugt einen die Atmosphäre tief ein und lässt einen so schnell nicht wieder los.
Die Eleganz und Vollkommenheit dieser wunderbaren Pferde – insbesondere der „Steher“ – macht die Lobpreisungen, die man gegenüber dem Englischen Vollblut zu allen Zeiten hatte, real vor den eigenen Augen nachempfindbar.
Dann sind da die kühnen Reiter, die Jockeys, drahtig, gewichtsoptimiert Männer und manche Frau, bunt in den jeweiligen Stallfarben gekleidet. Sie nehmen die letzten Anweisungen von Trainern und Besitzern entgegen, bevor sie in den Sattel „geworfen“ werde.
Der Pulsschlag steigt!
Dieser steigt auch bei den Amateur- und Profi-Zockern, die sich, während die Pferde im Führring an ihnen vorüberdefilieren, letzte Gedanken machen oder sich fachkundigen Rat einholen, um ihre Einsätze möglichst gut zu platzieren.
Noch 5 Minuten bis zum Start!
Der Aufgalopp der Pferde, vorbei am gespannten Publikum, dann hinein in die Startmaschine. Die hinteren Klappen werden geschlossen …
START!
Die Pferde jagen im Pulk an den Rails entlang, dicht an dicht. Die Stimme des Kommentators scheint jede Positionsveränderung zu kommentieren und hält damit den Pulsschlag hoch. Dann der Schlussbogen, dass Einbiegen auf die letzte Gerade. Die Hufschläge werden lauter und lauter und mit ihnen steigt auch die Aufregung im Publikum. Die Blicke versuchen das „eigene“ Pferd im Pulk der Heranjagenden zu erkennen. Die Anfeuerungen werden aufgeregter und stärker und vermischen sich mit den Hufschlägen zu einem emotionalen Stakkato, welches sich in einem letzten lauten Schrei beim Überqueren der Ziellinie auflöst.
Freude und Enttäuschung – hier liegen diese beiden Emotionen nahe beieinander.
Leben komprimiert!
Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie
Um ein Pferd zum Nachgeben im Genick oder zum tiefer nehmen von Hals und Kopf zu bringen, scheut man in der „Ausbildung“ oft nicht davor zurück, auf vielfältige, mehr als fragwürdige Hilfsmittel und Methoden zurückzugreifen.
Um ein Pferd zum Nachgeben im Genick oder zum tiefer nehmen von Hals und Kopf zu bringen, scheut man in der „Ausbildung“ oft nicht davor zurück, auf vielfältige, mehr als fragwürdige Hilfsmittel und Methoden zurückzugreifen.
So soll der SPERRRIEMEN dem Pferd die Möglichkeit nehmen, der Wirkung einer harten Hand, welche auf die Genickbeugung[1] abzielt, durch Aufsperren des Mauls auszuweichen.
Reicht die Kraft des Reiters nicht aus, erweitert man diese durch alle möglichen Formen von „Hilfszügeln“. Wenn hier von „Hilfe“ gesprochen wird, dann bezieht sich dieses ausschließlich darauf, dem, in vielerlei Hinsicht schwachen Reiter zu helfen, das widerstrebende Pferd zur Raison zu bringen.
Auch wenn Dr. Udo Bürger nicht zwingend zu den von mir bevorzugten Autoritäten auf dem Gebiet der wahren Reitkunst gehört, so möchte ich ihn doch an dieser Stelle mit einer Aussage zu Wort kommen lassen, welche ich voll und ganz unterschreiben kann:
„Es gibt sogar Reiter, mit Pferdeausbildung befaßt, die in ihrer Rat- und Gefühllosigkeit zum feststehenden Ausbindezügel, zum flaschenzugartig wirkenden Schlaufzügel und anderen sinnreichen Konstruktionen von Hilfszügeln greifen, welche Kopf und Hals des Pferdes herunterziehen und so eine Beugehaltung erzwingen, die eben nur eine Zwangshaltung sein kann. Man kann mit diesen Methoden und der nötigen grausamen Ausdauer beste Pferde zerbrechen und ihnen den Lebensmut nehmen.“[2]
Methodisch werden diese technischen Zwangsmittel meist noch durch ein ständiges Agieren mit den Händen u.a. in Form des „Riegelns“, wobei das Gebiss im Maul hin und hergezogen wird, unterstützt. Hier wiederum leistet der Sperrriemen natürlich „gute“ Dienste, verhindert er doch, dass man das Gebiss zu leicht durchziehen kann. Übrigens ist das Letztgenannte auch eine der fadenscheinigen Begründung für die Nutzung dieses Riemens.
Solcherart Hilfsmittel oder fragwürdige Methoden sowie deren Nutzung, die nur einen Zweck haben, nämlich sich beim Pferd durchsetzen, zeugen nur von Schwäche und Unwissenheit des Reiters.
Jeder hat es selbst in der Hand zu lernen und seine Fertigkeiten stetig zu verbessern, um vom groben Handwerk zur Kunst zu gelangen. Für jeden, der ein Pferd ausbildet – dies tun wir alle, die mit einem Pferd Umgang haben, auf die eine oder andere Art („Der Reiter formt das Pferd“ – das kann gut aber auch schlecht sein) – muss dieses Lernen Verpflichtung sein. Denn hierin liegt unsere große Verantwortung den Pferden gegenüber.
Dumm aber der, der nur seine Zeit damit verschwendet Ausreden und Begründungen zu suche, die die Nutzung solcher Hilfsmittel und Methoden rechtfertigen sollen.
[1] „Genickbeugung“: die Nase soll ja an die Senkrechte gebracht werden
[2] Dr. Udo Bürger | „Vollendete Reitkunst“ | Verlag Paul Parey | 5.Auflage 1982 (Erstauflage1959) | Seite 87