Um ein Pferd zum Nachgeben im Genick oder zum tiefer nehmen von Hals und Kopf zu bringen, scheut man in der „Ausbildung“ oft nicht davor zurück, auf vielfältige, mehr als fragwürdige Hilfsmittel und Methoden zurückzugreifen.
Um ein Pferd zum Nachgeben im Genick oder zum tiefer nehmen von Hals und Kopf zu bringen, scheut man in der „Ausbildung“ oft nicht davor zurück, auf vielfältige, mehr als fragwürdige Hilfsmittel und Methoden zurückzugreifen.
So soll der SPERRRIEMEN dem Pferd die Möglichkeit nehmen, der Wirkung einer harten Hand, welche auf die Genickbeugung[1] abzielt, durch Aufsperren des Mauls auszuweichen.
Reicht die Kraft des Reiters nicht aus, erweitert man diese durch alle möglichen Formen von „Hilfszügeln“. Wenn hier von „Hilfe“ gesprochen wird, dann bezieht sich dieses ausschließlich darauf, dem, in vielerlei Hinsicht schwachen Reiter zu helfen, das widerstrebende Pferd zur Raison zu bringen.
Auch wenn Dr. Udo Bürger nicht zwingend zu den von mir bevorzugten Autoritäten auf dem Gebiet der wahren Reitkunst gehört, so möchte ich ihn doch an dieser Stelle mit einer Aussage zu Wort kommen lassen, welche ich voll und ganz unterschreiben kann:
„Es gibt sogar Reiter, mit Pferdeausbildung befaßt, die in ihrer Rat- und Gefühllosigkeit zum feststehenden Ausbindezügel, zum flaschenzugartig wirkenden Schlaufzügel und anderen sinnreichen Konstruktionen von Hilfszügeln greifen, welche Kopf und Hals des Pferdes herunterziehen und so eine Beugehaltung erzwingen, die eben nur eine Zwangshaltung sein kann. Man kann mit diesen Methoden und der nötigen grausamen Ausdauer beste Pferde zerbrechen und ihnen den Lebensmut nehmen.“[2]
Methodisch werden diese technischen Zwangsmittel meist noch durch ein ständiges Agieren mit den Händen u.a. in Form des „Riegelns“, wobei das Gebiss im Maul hin und hergezogen wird, unterstützt. Hier wiederum leistet der Sperrriemen natürlich „gute“ Dienste, verhindert er doch, dass man das Gebiss zu leicht durchziehen kann. Übrigens ist das Letztgenannte auch eine der fadenscheinigen Begründung für die Nutzung dieses Riemens.
Solcherart Hilfsmittel oder fragwürdige Methoden sowie deren Nutzung, die nur einen Zweck haben, nämlich sich beim Pferd durchsetzen, zeugen nur von Schwäche und Unwissenheit des Reiters.
Jeder hat es selbst in der Hand zu lernen und seine Fertigkeiten stetig zu verbessern, um vom groben Handwerk zur Kunst zu gelangen. Für jeden, der ein Pferd ausbildet – dies tun wir alle, die mit einem Pferd Umgang haben, auf die eine oder andere Art („Der Reiter formt das Pferd“ – das kann gut aber auch schlecht sein) – muss dieses Lernen Verpflichtung sein. Denn hierin liegt unsere große Verantwortung den Pferden gegenüber.
Dumm aber der, der nur seine Zeit damit verschwendet Ausreden und Begründungen zu suche, die die Nutzung solcher Hilfsmittel und Methoden rechtfertigen sollen.
[1] „Genickbeugung“: die Nase soll ja an die Senkrechte gebracht werden
[2] Dr. Udo Bürger | „Vollendete Reitkunst“ | Verlag Paul Parey | 5.Auflage 1982 (Erstauflage1959) | Seite 87
Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie