Die Sucht mit Pferden zu spielen

Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie | Der letzte Stallmeister | Denkender Reiter

Ich bin ein Idealist, nicht nur was das Reiten anbelangt. Doch die Belastbarkeit idealistischen Denkens und Handelns wird auf immer stärkere Probe gestellt.

Ich mag stolze Pferde, die mit vier Füßen kraftvoll im Leben stehen, Pferde, die vor Selbstbewusstsein strotzen und dieses auch in allen Lebenssituationen ausstrahlen, Pferde die deshalb auch sicher sind, egal wie sicher der Reiter in ihrem Sattel ist.

Dorthin versuche ich diese wunderbaren Tiere zu entwickeln, unabhängig von deren bisherigen Lebenserfahrungen und körperlichen Voraussetzungen.

Reiter ermuntere ich dazu nachzudenken, dass zu werden, was Max Ritter von Weyrother, einer der prägendsten Personen an der Wiener Hofreitschule,  den „denkenden Reiter“ nannte, auch wenn es in der Geschichte vielleicht nur ein Dutzend solcher DENKENDEN REITER wirklich gegeben hat. Ich lehre sie Teil einer wundervollen Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem Pferd zu werden.

Es ist aber unglaublich, wie schwer dieser Weg ist bzw. einem gemacht wird.

Von 100 Reitern, die über feines Reiten philosophieren und dieses für sich proklamieren, ist vermutlich gerade mal EINER dabei, der hauchzart in die Nähe dieser Art des Reitens kommt.

Von 100 Reitern, die über einen partnerschaftlichen, fairen Umgang mit dem Pferd reden, ist vermutlich gerade mal EINER dabei, der diesen in seiner letzten Konsequenz wirklich auch pflegt.

Diese Ernüchterung macht mich persönlich sehr traurig.

Wir trainieren Pferd nicht mehr um sie zu gesunden, leistungsbereiten Reitpferden zu machen, wir spielen lieber mit ihnen. Dabei vergessen wir, dass Pferde ernste Lebewesen sind. Ihnen muss man mit Ernst und Liebe begegnen. „Neckerei macht Pferde sogar böse“, wie Otto von Monteton 1899 schrieb.

Doch Spielen ist einfacher, weniger anstrengend, vor allem weniger anstrengend für das Gehirn. Und wir Menschen neigen, ganz besonders in dieser heutigen, dekadenten Zeit zur Faulheit! Dafür degradieren wir diese wunderbaren Wesen zu Tanzpuppen und sind dabei auch noch der Meinung, ihnen was Gutes angedeihen zu lassen.

Die Pferde machen mit – na ja, es bleibt ihnen ja auch wenig anderes übrig.

Pferde müssen funktionieren!

Tun sie es nicht, dann gibt es Mittel und Weg sie dazu zu bringen – die Kataloge und Regale von Reitausstattern sind übervoll davon. Was man dabei leider sehr selten einsetzt ist das eigene Gehirn. Wofür auch – zum Nachdenken? Das bedeutet Arbeit! Aber wie gesagt, die Fleißigsten sind wir ja nun mal nicht.

Finden sich unter den Pferden dann ein paar starke Charaktere, die darauf bestehen, dass der Mensch die Dinge die er zu tun hat auch richtig tut – und das wäre gar nicht so viel verlangt – dann landen sie  schnell in einer Verkaufsanzeige und werden häufig zum Wanderpokal. Pseudoexperten probieren sich an ihnen aus – bis, ja bis sich diese tapferen Kreaturen entweder aufgeben oder völlig unberechenbar werden.

Würde ich nun auch noch über die verschiedenen nutzlosen aber gerne angewandten Methoden sprechen, mit denen man Pferde heute ausbildet oder traktiert, bekommt dieser Text etwas Endloses. Ich ende erstmal hier und hoffe, ihr investiert etwas Arbeit und denkt über diese Worte einmal nach. Vielen Dank!


Dieser Beitrag wurde durch den Autor vor Jahren schon einmal veröffentlicht. Geändert hat sich nichts – zumindest nicht zum Positiven.


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Winterschlaf oder Winterarbeit?

Der Winter steht vor der Tür, die Tage werden kürzer, das Futterangebot spärlicher. Das Leben in der Natur schaltet einen Gang zurück um Energie zu sparen. Auch unsere Pferde leben diesen Zyklus der Natur und treten langsamer, gleichwohl sie im Gegensatz zu ihren wilden Artgenossen keinen Mangel zu leiten haben.

Vor einiger Zeit wurde mir die Frage gestellt, ob es sinnvoll wäre, in den Wintermonaten unseren Pferden eine Trainingspause zu gönnen.

Wurde ein Pferd das Jahr über sehr intensiv trainiert und geritten, vielleicht auch auf Turniere vorgestellt, so kann es durchaus anzuraten sein, einem solchen Pferd einen Monat Pause zu gönnen. Mehr aber auch nicht!

Gleichwohl man sagen muss, dass ein ausgebildetes preußisches Kavalleriepferd zur Zeit Friedrichs des Großen das ganze Jahr über geritten und trainiert wurde – 6 Tage die Woche. Während es in den Sommermonaten im Truppendienst (Exerzieren, Manöver …) mehrere Stunden täglich unter dem Sattel ging, wurden die Wintermonate für eine Intensivierung der Dressurarbeit genutzt.

Gehen wir aber von der üblichen „Nutzung“ eines durchschnittlichen „Freizeitpferdes“ aus, kann man nicht von einer nennenswerten Belastung sprechen, welche eine längere Trainingspause rechtfertigen würde (siehe auch meinen Beitrag: Ein Pferdeleben als Couchpotato) sprechen.

Da in der heutigen Zeit in der Regel in das Training eines Pferdes weder viel Zeit noch viel Qualität investiert wird, wie dies beispielsweise bei einem preußischen Kavalleriepferd zu dessen nachhaltiger Gesunderhaltung der Fall war, stehen wir hier vor folgender Situation:

Der notwendige Muskelaufbau wird (zeitlich bedingt) nicht in letzter und für die Gesunderhaltung eines Pferdes notwendiger Konsequenz betrieben und dauert somit länger – was die  Gefahr von Rückschritten birgt.

Würde man nun eine längere Winterpause einlegen, käme es zu einem deutlicheren Rückbau der Muskulatur, als dies bei einem preußischen Kavalleriepferd der Fall gewesen wäre, hätte man dieses in den Winterurlaub geschickt. Was bei unseren Pferden zur Konsequenz hat, dass nach dem „Urlaub“ erst wieder aufgeholt werden müsste, was verloren wurde, bevor man weiterentwickeln kann.

Von den Fettpolstern, die in den Wintermonaten durch gleichbleibende oder sogar gesteigerte Futtermengen, aufgebaut wurden, ganz zu schweigen. Diese – bei der in der heutigen Reiterei üblichen geringen Trainings- und Reitintensität – wieder abzubauen gestaltet sich mehr als schwierig bis unmöglich – mit allen gesundheitlichen Folgeerscheinungen für das Pferd.

Auch dass die Pferde diese Winter-Ruhezeit nutzen würden, um über das davor Gelernte „nachzudenken“, wie mitunter gesagt oder geschrieben wird, halte ich für ein Märchen, was daran liegt, dass die Intelligenz des Pferdes zwar die Komponenten SENSIBILITÄT und KREATIVITÄT, nicht aber VERSTAND beinhaltet, welcher im Wesentlichen nur dem Menschen (durch seine komplexe Sprache) vorbehalten ist. Das Pferd lernt nur mit dem Körper. Dazu muss dieser allerdings herausgefordert werden. Durch Vorwärtsreiten beispielsweise – wie dies häufig praktiziert wird – lernt das Pferd nichts!

Nach meiner LEHRE VOM GRALSWEG ziele ich ausschließlich und das herausfordernd auf den Körper (Kraft, Balance und Beweglichkeit) und das limbische System (erweiterte und beschleunigte NATÜRLICHE REFLEXE und einzelne zusätzlich geschaffene künstliche Reflexe) des Pferdes ab. Dieses dabei zum Tragen kommende ADAPTIVE KÖRPERLERNEN, wie ich es bezeichne, erfolgt ohne Zutun des Menschen und der Achtsamkeit des Pferdes, im Pferdekörper, immer unmittelbar an der, einer kurzen Übungssequenz anschließenden minutenlangen Pause und wird so nachhaltiger auf die Festplatte des Pferdes gebrannt.

Aber auch bei einem Lernen, welcher einen ach so gerne unterstellten VERSTAND des Pferdes anspricht, wird man von diesem keine größeren gedanklichen Nachbearbeitungen erwarten dürfen, die im Frühjahr von Vorteil sein könnte. Von einer eigenständigen körperlichen Nacharbeit des Pferdes ganz zu schweigen – oder habt ihr schon mal ein Pferd selbstständig am Schulter(n)herein arbeiten sehen?

Ich kann nur empfehlen, die Arbeit mit den Pferden auch in den Wintermonaten nicht einzustellen und es so ähnlich zu machen wie bei der preußischen Kavallerie: Nämlich die (spärliche) Zeit für die Dressurarbeit (im Sinne guter, gesundheitsförderlicher Ausbildung) zu nutzen, aufgelockert von gelegentlichen Ausritten.


Autor: Richard Vizethum | Der letzte Stallmeister | (Nach)denkender Reiter | Schule der Hippologie


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Der Maria-Hilf-Riemen – eine vielleicht wahre Geschichte

Ich habe mir die Frage gestellt, wie aus dem ursprünglichen Sattel-Trageriemen eines Militärsattels der sogenannte „Maria-Hilf-Riemen“ werden konnte.

Die Antwort darf man nicht so ganz ernst nehmen, gleichwohl so manches dafür sprechen könnte.

Vermutlich war wiedermal ein sehr unsicherer Reiteleve während einer Ausbildungsstunde in der Arena der Kavallerieschule auf einem Pferd im flotten Trabe unterwegs und wurde dabei so mächtig durchgeschüttelt, dass er große Sorge hatte, aus dem Sattel zu fallen.

Als gläubiger Christ wandte er sich lautstark um Hilfe flehend an die Jungfrau Maria: „MARIA HILF, MARIA HILF, MARIA HILF …!“.

Als Antwort kam nur die Stimme seines Unteroffiziers der ihn im scharfen Ton anherrschte: „Na dann fass halt an den Trage-Riemen Du Vollidiot (militärischer Umgangston – früher wurde an dieser Stelle wahrscheinlich ein anderes, noch schärferes, Wort gebraucht) und jammere hier nicht rum!

Und schon hatte der Trageriemen für den Sattel seine Bezeichnung weg:

Maria-Hilf-Riemen

den es heute – völlig sinnfrei – auch schon in gepimpter Variante gibt.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Kommentator des Geschehens

SCHULE aus der LEHRE VOM GRALSWEG – Bd. 2 „Reiter und Pferd“ (Autor: Richard Vizethum)

Diese SCHULE für den Reiter – aus eigener ERFAHRUNG geboren – ist eine sehr gute Methode, das reiterliche EINFÜHLUNGSVERMÖGEN und das TIMING zu verbessern, sowie den Fundus an eigenen HANDLUNGSOPTIONEN stetig zu erweitern.

KOMMENTIERE DAS GESCHEHEN!

Egal, was man mit seinem Pferd übt, ob vom Sattel oder vom Boden aus, man kommentiert sprachlich hörbar, also nicht nur in Gedanken, das eigene Handeln, die Reaktionen des Pferdes und sogar eigene Fehler und Fehlschläge, die dabei unterlaufen können und deren Korrekturen.

Die Kommentierungen sollten dabei sachlich und frei von Emotionen sein. Zuviel Nachdenken behindert den freien Fluss – der erste Gedanke zählt!

Hier ein kleines Beispiel:

Er spannt an, ich öffne die Ringfinger … gut, die Spannung lässt nach. Die Stellung stimmt nicht … Korrektur über Ringfinger am inneren Zügel … er blockt mit der Halsmuskulatur dagegen … ich touchiere an der Schulter … etwas zu stark, doch er gibt nach, drückt aber über die äußere Schulter …

Kommentiert man sich und sein Pferd auf diese Weise, dann wird man nach einer Weile Erstaunliches feststellen:

  • Man nimmt das Pferd aus dem harten Fokus, wird weicher und achtsamer.
  • Man macht sich seine Handlungen bewusster, erkennt Fehler schneller und definiert Lösungen bzw. Lösungsalternativen. Damit verbessert man seine HANDLUNGSOPTIONEN.
  • Pferd und Reiter bewegen sich „befreiter“. Schuldzuweisungen an das Pferd oder an sich selbst unterbleiben.

Diese SCHULE richtet sich primär an Ausbilder und fortgeschrittene Reiter. Für Reitanfänger ist sie nur unter Anleitung eines REITLEHRERS geeignet. Kann aber dann auch auf diesem reiterlichen Niveau und mit einfachen reiterlichen Übungen beginnend, helfen das GEFÜHL und TIMING beim ELEVEN zu verbessern! Für den Reitlehrer wiederum ist es eine Möglichkeit, das Verstehen seines Schülers zu bewerten und in die richtige Richtung zu lenken.


Autor: Richard Vizethum | Der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Reiten ist eine Wissenschaft

Die Suche nach dem Gralsweg

Wie Philosophie oder Mathematik ist Reiten ernsthaft betrachtet eine Wissenschaft.

Es waren schon immer sehr, sehr wenige Reiter (Stallmeister) gewesen, die diese Wissenschaft ausübten, die sich auf die Suche nach den Gesetzmäßigkeiten machten und diese akribisch erforschten. Ohne diese Wenigen hätte Reiten nie zur Reitkunst werden können.

Auch wenn es vielleicht anmaßend klingt, so ist es in Demut gesprochen: Ich bin wohl der Letzte dieser Art!

Die Auffindung von Gesetzmäßigkeiten nun ist Sache der Wissenschaft, ihre Anwendung aber Kunst; mehr oder weniger ist daher jede menschliche Tätigkeit höherer Ordnung Wissenschaft und Kunst zugleich.

(Oberstleutnant a.D. v. Dreyhausen | „Reitwissenschaftliche Vorträge“ | 1931)

Reiten ist eine Wissenschaft

Nicht für jeden Reiter muss REITEN EINE WISSENSCHAFT sein. Aber für diejenigen, die sich berufen fühlen REITKUNST in ihrem vollen Umfange zum Wohle des Pferdes verstehen wollen, für diese wenigen ist es eine VERPFLICHTUNG Reiten als WISSENSCHAFT anzusehen!

FÜHLEN hat mit Wissenschaft nichts zu tun, ist aber wie BEOBACHTEN der Ausgangsgrund für die WISSENSCHAFT.

Nur wer aus dem, was er gefühlt oder beobachtet hat eine Hypothese formuliert und versucht, diese Hypothese zu verifizieren indem er das WARUM und das WIE ergründet, immer bestrebt eine ALLGEMEINGÜLTIGE REGEL zu finden, der wird sein Tun und Handeln nicht dem Zufall überlassen.

Der, der beim FÜHLEN stehenbleibt, der nur Empiriker, „der gewöhnlich nur auf gut Glück in die Organisation des Thieres greift, und sie nicht selten anstatt sie zu vervollkommnen, verdirbt“ [1], wie Du Paty de Clam anmerkte, arbeitet nur nach Trail and Error, weil er selten wirklich weiß, WARUM eine bestimmte Aktion zu einem bestimmten Ergebnis geführt hat. Auch findet er keine ALLGEMEINGÜLTIGEN GESETZMÄSSIGKEITEN, so dass es vorkommt, dass das, was eine Zeitlang erfolgreich angewandt wurde plötzlich in Gänze oder bei einzelnen Individuen nicht mehr funktioniert.

Dann sondert der NUR-FÜHLER schon mal Pferde aus, weil sie nicht mit dem Methodenpaket kompatibel sind.

Auch ein NUR-FÜHLER kann sehr weit kommen, er wird aber den Gipfel der REITKUNST nie erreichen. An dieser Stelle lasse ich dann erneut Du Paty de Clam zu Wort kommen:

„Einen zweckmäßigen Dressurplan zu entwerfen, bedarf es des Studiums der Wissenschaft und einer langen Erfahrung. Jedes einzelne Glied muß in Rücksicht der Wirkung auf das Ganze in diesem Plane berücksichtigt werden, keine Lücken dürfen obwalten, und genau müssen die Forderungen der Kunst nach den Vollkommenheiten der Natur abgewogen sein. Nur eine Rücksicht unbeachtet gelassen und der Dressurplan ist gescheitert.[2]


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


[1] Du Paty de Clam | „Theorie und Praktik der höhern Reitkunst “ | Original 1777; dt. Übersetzung von Premier-Leutnant Blatte 1826 |Nachdruck Verlag Olms | Seite 203

[2] Du Paty de Clam | „Theorie und Praktik der höhern Reitkunst “ | Original 1777; dt. Übersetzung von Premier-Leutnant Blatte 1826 |Nachdruck Verlag Olms | Seite 203


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Das perfekte Pferd

Manchmal denke ich, wie wunderbar es wäre, einmal ein perfektes, vollkommenes Pferd ausbilden zu dürfen. Eines von diesen Wundern der Zucht, ausgestattet mit großer Athletik und herausragendem Bewegungstalent. Einem Pferd welchem Piaffe und Passage bereits in die Wiege gelegt wurde und welches ruhig, entspannt und neugierig all den Dingen entgegensieht, die da kommen mögen.

Es wäre ein Privileg ein solch perfektes Pferd ausbilden zu dürfen.

Doch dann mache ich mich wieder auf den Weg, zieh hinaus zu all den „weniger begünstigen“ Pferden, um mit ihnen zu arbeiten. Wenn ich dann vor einem solchen stehe oder mich auf seinen Rücken schwinge – in diesem Moment weiß ich, dass es keinen besseren Platz und kein besseres Pferd gibt und die Sehnsucht nach dem „perfekten Pferd“ verschwindet.

Ich bin privilegiert, auch ohne jenes „perfekte Pferd“, denn ich habe die besten Lehrmeister, die man sich wünschen kann, lehren sie mich doch Demut und Bescheidenheit.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Die Umformung des Pferdes – ein Überblick

REITKUNST ist die Fähigkeit der UMFORMUNG eines NATÜRLICHEN PFERDES zu einem REITPFERD„.
(Richard Vizethum)

Dieses Wissen und die Kunst, Pferde körperlich so umzuformen, dass diese unglaubliche Höchstleistungen erbringen konnten und dabei ein langes Pferdeleben lang, an Leib und Seele gesund blieben, wie dies die STALLMEISTER der alten Preußen zur Zeit Friedrichs des Großen beherrschten, ging um etwa Mitte des 19. Jahrhunderts (1848) gänzlich verloren.

In meiner Beschäftigung mit den Pferden entwickelte ich diesen Weg, wissenschaftlich forschend, wie dies auch die preußischen STALLMEISTER taten, lange völlig unabhängig und nichts von deren Tun wissend, in nahezu identischer Weise und so war es wir möglich, später deren Vorgehen  in Gänze zu verstehen und nachvollziehen zu können.

Die UMFORMUNG des Pferdes, nach meiner LEHRE VOM GRALSWEG, von einem NATÜRLICHEN PFERD zu einem REITPFERD, geht nicht über die heute übliche Konditionierungen – sprich das Auswendiglernen – von Lektionen und Manövern und das Arbeiten des Pferdes als Ganzes, sondern durch ein, in seiner Reihenfolge logisch aufgebautes und den physikalischen Grundsätzen und Möglichkeiten der Natur folgendes Lösen von SPEZIALAUFGABEN.

Man beginnt zunächst einmal damit, die widerstrebenden Kräfte (Gelenke, Knochen, Bänder …) des Pferdekörpers, welche die limitierenden Faktoren der UMFORMUNG sind, zu analysieren und auf ihre Formbarkeit hin zu bewerten. Danach setzt man diese zu einer möglichen[1] idealen Sollstellung in Vergleich, um daraus den Umformungsbedarf bzw. die Umformungsmöglichkeiten zu bestimmen.

Die UMFORMUNG selbst, bei welcher man die Muskulatur (bewegenden Kräfte) nützt, beginnt mit der Vorhand, die stets zusammen mit der RÜCKENLINIE[2], welche von Natur aus Vorwärts-Abwärts geneigt ist, deutlich angehoben wird, was die Rückenlinie in eine nahezu waagerechte Lage und den Hals weiter in Richtung der Schultern zurück bringt. Dies führt dazu, dass die von Natur aus stark vorne überhängende Last, bedingt durch Hals und Kopf, bereits deutlich verringert und durch die Vorderbeine vermehrt abgestützt wird.

Danach geht man gezielter[3] zur Hinterhand über, welche man (im Stehen betrachtet) soweit vorzieht, dass die Hufspitzen der Hinterhand an der Kreuzbein-Lotrechten[4] liegen und sorgt für eine dauerhafte mehr oder weniger leichte Beugung, um die Rückenlinie nun vollständig in die Waagerechte zu bringen. Buggelenk und Hüftgelenk befinden sich damit, wie auch die Rückenlinie auf einer waagerechten Linie.

Die Winkelungen der Vorhand (hinab bis Ellbogen-Gelenk) und der Hinterhand (hinab bis Kniegelenk) werden dadurch nahezu identisch und können sich in der Bewegung bei geringerem Reibungsverlust die Kräfte optimal zuwerfen, mit der Folge, dass ein Leistungsabfall bei Belastung deutlich später eintritt und weniger stark ausfällt. Die Pferde werden somit in die Lage versetzt, über einen längeren Zeitraum größere Leistung erbringen zu können und dies dazu bedeutend stressfreier.

Das Pferd wird in seiner gesamten Ausrichtung und auf allen drei Ebenen symmetrischer und die ungleichen Belastungen der Struktur, welche beim natürlichen Pferd in vielfältiger Weise gegeben sind, werden nahezu komplett in gleichmäßige Belastungsmomente umgewandelt.

Die Muskulatur wird so „umgeformt“, dass diese, zusammen mit den Faszien, die neue Körperform, selbst in den Alltagsbewegungen des Pferdes, konserviert. Die durch die UMFORMUNG hergestellte neue Haltung des Pferdes wird damit zu dessen neuer NATÜRLICHE HALTUNG.

Ein solchermaßen UMGEFORMTES Pferd kann nicht mehr in die Hand des Reiters gehen, da jeglicher Bewegungsdruck aus der Hinterhand vermehrt Vorwärts-AUFWÄRTS fließt, das Pferd nimmt sich somit automatisch „aus der Hand“ des Reiters.

Nun erst ist es tatsächlich in der Lage sich – wie es so häufig beschworen wird – sich weiter RELATIV aufzurichten[5].

Das Pferd hat während dieses Prozesses gelernt die Trense drucktechnisch nach eigenem Ermessen[6] zu neutralisieren, diese dabei aber stets als Informationsquelle zu nutzen (TRENSENGEHORSAM). Darüber hinaus lässt die erreichte AUFRICHTUNG (Hals – Vorhand – Rückenlinie) gar nicht mehr zu, dass sich das Pferd stark am Gebiss ANLEHNEN[7] kann bzw. überhaupt anlehnen muss, denn die Bewegungen erfolgen in optimaler Balance. Der Massemittelpunkt (Schwerpunkt), der im Prozess der UMFORMUNG immer weiter zurück zum fiktiven GLEICHGEWICHTSPUNKT[8] verschoben wurde, oszilliert in der Bewegung des Pferdes stets nahe am Gleichgewichtspunkt.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie
Auszug aus der LEHRE VOM GRALSWEG


[1] Nicht bei jedem Pferd kann die ideale Sollstellung vollständig erreicht werden, ohne dass dazu die Grenzen (widerstrebende Kräfte), die die Natur setzt, zum Schaden des Pferdes überschritten werden müssten. Dennoch kann JEDES Pferd nahe an diese ideale Sollstellung herangeführt werden.

[2] Nur Wirbelkörper ohne Dornfortsätze

[3] Wirkungen auf die Hinterhand entstehen natürlich auch bereits bei der Hebung der Vorhand (incl. Rückenlinie).

[4] Lot vom Kreuzbein zum Boden

[5] Was bei einem vermehrt vorwärts-abwärts gerittenen bzw. nur Lektionen konditioniertem Pferd schlicht und ergreifend eine physikalische Unmöglichkeit ist. Die bei solchem Reiten oft empfundene „Bergauf-Tendenz“ entsteht nicht durch ein Anheben (Aufrichten der Vorhand), sondern durch ein – bedingt durch weites Vorgreifen der Hinterhand erzieltes – Tieferlegen des Pferdes in der Hinterhand!

[6] Ob das Pferd den Druck auf NULL Gramm reduziert und damit das Mundstück nur aufliege hat, oder ob es sich noch mit 500 Gramm „draufstützt“ weil dies ihm angenehmer ist, liegt im Ermessen des Pferdes.

[7]ANLEHNUNG ist das Angebot an das Pferd, sich bei leichten Balanceverluste nach vorne kurzzeitig in der Hand des Reiters abstützen zu können“ (R.V.) Die Notwendigkeit der ANLEHNUNG verschwindet dann, wenn das Pferd seine maximal mögliche Aufrichtung (Hals – Vorhand – Rückenlinie) bei gleichzeitigem Fallenlassen der Nase gen Senkrechte erreicht hat. Diese optimale Haltung in Aufrichtung macht ANLEHNUNG schließlich unmöglich aber auch unnötig!

[8] Ein definiertes Ideal, welches an den Kreuzungslinien der auf dem Boden befindlichen Stützen (Beine) befindet. Definiert wird dieser Gleichgewichtspunkt erstmals in meiner LEHRE VOM GRALSWEG.

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Ein Pferdeleben als Couchpotato?

Webdefinitionen
„(Couchpotato) Couch-Potato ist das Klischee einer Person, die einen Großteil ihrer Freizeit auf einem Sofa oder einem Sessel mit Fernsehen, Junk Food essen und Bier trinken verbringt. Der Begriff hat eine negative Konnotation. …“

Was nun aber hat das mit Pferden zu tun?

Als ich einmal – schon vor einer ganzen Weile – in einem Forum darauf hingewiesen habe, dass man Pferde – wolle man diese, in der dafür notwendigen Ausbildungszeit von etwa 3 Jahren (die nötig wäre, die man aber kaum mehr aufwendet),  zu wirklich dauerhaft gesunden REITPFERDEN UMFORMEN  – sechs Tage in der Woche, am besten 2 x pro Tag, je mindestens 20-40 Minuten ARBEITEN sollten.

Da bekam ich – von einer ausgebildeten Therapeutin (auf diesen Hinweis legte sie stets sehr großen Wert) – eine sehr harsche Antwort.

Ihrer Meinung nach seinen sechs Tage Arbeit für ein Pferd ein absolutes No-Go. Drei Tage wäre ein anzustrebendes Maximum, denn schließlich müssten die Muskeln immer wieder genügend Zeit haben sich (von der Anstrengung) zu erholen.

Von was erholen – bitte?

Machen wir dazu mal eine kleine Rechnung auf …

Eine Woche hat 7 Tage á 24 Stunden, also insgesamt 168 verfügbare Stunden.

Nun wollen wir, wie ich dies sehen würde, dem Pferd einen Tag Ruhepause von uns Menschen „gönnen“. So verbleiben also noch 144, für unsere weitere Betrachtung relevante Stunden.

Ziehen wir nun pro Tag, jeweils für die 6 Tage, 16 Stunden ab, welche der Zeit entsprechen, die man den Pferden nachsagt, dass sie diese mit der Futtersuche und dem Fressen verbringen würden. Das wären also in Summe 96 Stunden „Freizeit“ die wir zum Abzug bringen müssten.

Somit verblieben noch 48 STUNDEN VERFÜGBARE ZEIT!

Natürlich schlafen unsere Pferde auch, dies tun sie in der Regel pro Tag zwischen drei und fünf Stunden (Dösend stehend + REM liegend). Fohlen schlafen länger, die wollen wir aber nicht reiten. Damit fallen für die 6 Tage weitere 24 Stunden weg und somit verbleiben 24 völlig ungenutzte Stunden, welche unsere Pferde in unseren domestizierten Umgebungen und dem begrenzt zur Verfügung stehenden Raum, kaum wirklich zur eigenen Erbauung nutzen können oder besser gesagt nutzen wollen!

So stehen sie oft sinnlos herum, verlängern vielleicht ihre Dös-Zeiten, Wallache spielen mal hier, spielen mal da (Stuten tun dies in der Regel überhaupt nicht) oder nutzen die Zeit für kulinarische Genüssen auf der Weide oder an den Heuraufen (die Chips-Tüten der Couchpotatos).  

Im Grunde sind diese 24 Stunden ungesunde Zeit für das Pferd und das in vielerlei Hinsicht. Wie der Couchpotato liegen sie, im übertragenen Sinne, auf dem Sofa, kompensieren ihren Frust mit Chips und werde dabei fetter und fetter und fetter … In unseren Ställen und auf den Weiden stehen viel zu fette Tiere, oder wie es eine meiner Reitschülerinnen nett formulierte: „Pferde mit Muskeln im Fettmantel“.

Kommen wir jetzt zurück zu den (notwendigen) Ausbildungszeiten:

Gesund für das Pferd wäre es, wenn diese 24 Stunden innerhalb der genannten 6 Tage zur Bildung des Pferdes (ich unterstellen eine korrekte sinnvolle Ausbildung, Gymnastizierung und Formung der Pferde – was leider auch so gut wie kaum gegeben ist) und ergänzend dazu (also ZUSÄTZLICH) Reiten im Gelände genutzt werden würden!

Da bin ich mit meinen täglich 2×30 Minuten (oder einer Stunde) und damit 6 Gesamtausbildungsstunden, welches als Minimum betrachtet werden sollten, pro Woche sehr bescheiden unterwegs.

In diesen 6 Stunden sind NICHT ENTHALTEN: das Reiten im Gelände (wie bereits angesprochen ist dieses ergänzend zu sehen) und auch nicht die häufig praktizierten aber überwiegend nutzlosen Spielereien mit den Pferden – welche ernste Lebewesen sind – da dabei keine nennenswerte körperliche Bildung stattfindet.

Bei der angesprochenen Therapeutin kämen pro Woche lediglich 3 „Arbeitsstunden“ zusammen und ich gehe davon aus, dass sie Spielereien und Gelände auch unter diesen Zeiten subsummiert. Und hier darf die Frage an die AUSGEBILDETE THERAPEUTIN gestellt werden: Wie glaubt sie denn, bauen sich Muskeln auf?

Machen wir mal einen kleinen historischen Ausflug …

In der Schlacht von Zorndorf am 25. August 1758 bei der eine preußische Armee unter König Friedrich II. und die russische Hauptarmee unter Wilhelm von Fermor aufeinander trafen, war es den 7.000 Pferden und deren Reitern der preußischen Kavallerie unter Führung des genialen Kavallerie-Generals von Seydlitz-Kurzbach zu verdanken, dass Preußen den Sieg davontrug.

 Als diese Reiterei an diesem Vormittag in die Schlacht geworfen wurde, war sie bereits „länger als 12 Stunden … zu Pferde und … sehr ermüdet.[1] Dies galt natürlich im Besonderen für die Pferde, dennoch „wurde zwar nichtsdestoweniger das: Marsch! Marsch! kommandiert, alleine es war befohlen, nicht stärker als in mäßigem Galopp zu reiten.“(!)[2]

Nun gut, diese Pferde gehörten zu den, am besten ausgebildeten Pferde, in der Geschichte der Reiterei (Dank der genialen preußischen Stallmeister).

Und welche gewaltige Arbeit leisten sich die heutigen Reiter – auch die Profis?

Die Profis trainieren maximal 45 Minuten pro Pferd/Tag und dies vielleicht 6 Tage in der Woche = 4,5 Stunden (sind wir großzügig und sagen 6 Stunden pro Woche) pro Pferd.

Und was bekommt man in so einer Trainingseinheit in der Regel zu sehen? Schritt – Trab – Galopp, immer wieder auch im Vorwärts-Abwärts, um das Pferd „zu lösen“ oder „entspannen“ zu lassen und Bahnfiguren bei den Dressurreitern bzw. Sprünge (vielleicht etwas Dressur) bei den Springreitern. Das war es. Durch so eine Arbeit findet man selten gut bemuskelte Pferde – eher im Gegenteil!

Der einzige Kraftaufwand, der dabei zustande kommt, der aber eher die Kaumuskeln der Pferde trainiert, ist der Kampf zwischen Pferd und Reiter, dessen Gründe nie im Temperament, sondern in der schlechten Ausbildung der Pferde zu suchen sind. Da schauen Pferde nach 9 Minuten S-Dressur im Viereck schon mal so aus, als wären sie in Zorndorf dabei gewesen.

Ja, solchen Pferden sollte man tatsächlich etwas mehr Entspannungszeit (physisch UND psychisch) zugestehen (Ironie aus!).

Bei korrekter Ausbildung und sinnvoller Gymnastizierung aber sind 6 Stunden Arbeit für ein Pferd pro Woche keine Anstrengung, wovon sich dessen Muskeln erholen müssten, sondern dienen ganz im Gegenteil dazu, die Muskeln zu stärken und damit deren Leistungsfähigkeit deutlich zu erhöhen.

Unsere Aufgabe muss es immer sein, die Pferde durch korrekte Ausbildung, über ein langes Pferdeleben lang, gesund, motiviert und leistungsbereit zu erhalten. Eine Aufgabe, denen sich die alten preußischen Stallmeister zur Zeit Friedrichs des Großen verpflichtet fühlten. Diese damaligen Pferde wurden mit 4 Jahren von der Fohlenweide geholt und waren dann 11 Jahre im Truppendienst. Danach wurden sie mit Kusshand von Artillerie-Offizieren oder Privatreitern gekauft. Diese Pferde waren, dank genialer Ausbildung, GESUNDE HÖCHSTLEISTUNGSPFERDE!

Wer dagegen von nur 3 Stunden Ausbildung spricht und entsprechende Erholungsphasen danach anmahnt, der spricht den eh schon bequemen Menschen nach dem Mund und spielt gefährlich mit der Gesundheit der Pferde! Vor solchen Therapeuten sollte man sich hüten.


Autor: Richard Vizethum | Der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie

[1] General-Lieutenant Grafen von Bismark | „Die Königlich Preussische Reuterei unter Friedrich dem Großen oder der General der Kavallerie Freiherr von Seydlitz“ | Creuzbauersche Buchhandlung – Carlsruhe | 1837 | Seite 135

[2] General-Lieutenant Grafen von Bismark | „Die Königlich Preussische Reuterei unter Friedrich dem Großen oder der General der Kavallerie Freiherr von Seydlitz“ | Creuzbauersche Buchhandlung – Carlsruhe | 1837 | Seite 137

Schwitzen – gesund oder nicht?

Sobald das Pferd zu schwitzen beginnt, ist dadurch bewiesen, dass der Reiter mit seinen Forderungen das Maß überschritten hat.

Faverot de Kerbrech

Francois Nicolas Guy Napoléon Faverot de Kerbrech (1837 – 1905) war nicht nur ein Schüler von Francois Baucher (Als Captain in den 1860-Jahren), sondern auch Kavallerieoffizier, Écuyer von Kaiser Napoleon III und ständiger Generalinspektor für Kavallerie-Remonten. Also durchaus jemand, dem man einen großen reiterlichen Sachverstand unterstellen kann.

Seinen Worten möchte ich einmal die Aussage von Isabelle von Neumann-Cosel, Richterin bis Klasse L und Reitlehrerin aus dem badischen Mannheim gegenüberstellen, für welche die Schweißflecken eines Pferds ein sicheres Indiz für korrektes Reiten seien. Außerdem dienen sie ihrer Meinung nach als Motivationsschub: Es ist schwer, dem Schüler das Gefühl weiterzugeben, etwas richtig gemacht zu haben. Schweiß ist ein greifbarer Beweis (Cavallo 2012).

Diametraler könnten zwei Aussagen nicht sein. Da der Kavallerieoffizier, der Pferde kennt, die am Tag mehrere Stunden, zum Teil unter extremster Belastung gehen mussten und hier die neuzeitliche Richterin und Reitlehrerin, welche von Pferden spricht, die kaum wirklich großen Belastungen ausgesetzt sind.

So wie hier die Ansichten auseinanderlaufen, so different sind auch die allgemeinen Ansichten zum Thema „schwitzende Pferde“. Insbesondere für die neuzeitliche Reiterei sind schwitzende Pferde ein Markenzeichen geworden.

Nun, schauen wir uns mal das Pferd an …

Das Pferd hat eine geringere Hautoberfläche als der Mensch (pro kg Körpergewicht nur die halbe Oberfläche), was zwar hilft, mit Kälte ganz gut zurechtzukommen, das Herunterkühlen des Körpers bei Hitze aber nicht so leichtfällt.

Hinzu kommt ein, durch das Schwitzen bedingter hoher Salzverlust. Der entstehende Mangel reduziert u.a. die Leistungsbereitschaft des Pferdes. Sinkt die Leistungsbereitschaft, steigt der Stress und das (Stress)Schwitzen nimmt zu.

Schlechter trainierte Pferde schwitzen mitunter etwas später, dafür umso heftiger. „Alles, was tropft, kann nicht zur Thermoregulation genutzt werden und hat keine Kühlwirkung“[1] und trägt dabei ebenfalls zu Leitungsverlusten bei.

Je besser ein Pferd trainiert ist, desto schneller, aber effizienter schwitzt es, weil es besser auf Leistung vorbereitet ist! Dies gilt für Pferd und Mensch gleichermaßen. Die erste Maßnahme ist (wie grundsätzlich): RICHTIGES TRAINING!

Durch Training wird auch das Kühlsystem optimiert. Es weiß nach einiger Zeit schon kurz nach Trainingsbeginn, dass es bald ggf. auf Hochtouren arbeiten muss. Es fängt also früher mit der Schweißproduktion an – dafür aber eben auch effizienter.

Denn die trainierten Schweißdrüsen können die benötigte Menge des abzugebenden Wassers besser einschätzen und geben dadurch weniger Flüssigkeit und damit auch weniger Mineralien ab. Da das Schwitzen schneller beginnt, steigt die Körpertemperatur später auch langsamer an.

Schwitzt das Pferd also sehr stark, ist es meist über seiner Leistungsgrenze und damit im Stressbereich.

Es gibt nach meiner Erfahrung grundsätzlich zwei Arten von Schweiß: Leistungsschweiß und Stressschweiß. Während der Leistungsschweiß durch eine eher wässerige Konsistenz gekennzeichnet und weniger sichtbar ist, erkennt man den Stressschweiß an einer zum Teil deutlich klebrigeren Zusammensetzung, häufig auch mit weißem Schaum[2].

Dabei spielt, nach einer Studie von 2009, ein Protein namens Latherin, ein Eiweißstoff, eine zentrale Rolle. In der Studie aber kommt man zu dem Schluß, dass dieses Protein die Thermoregulierung unterstützen würde, in der Form, dass durch Latherin, der normal wässrige Schweiß das (nach Meinung der Forscher) ölige Pferdefell leichter benetzen könne, was die Verdunstung und den Kühleffekt verbessern würde.

Mit Verlaub, dieser Schlussfolgerung möchte ich in aller Deutlichkeit widersprechen!

Alle Pferde, die ich erleben musste, welche Schaumbildungen (nicht an Reibungsstellen) oder stark tropfenden Schweiß hatten, waren über ihrer Leistungsgrenze! Der überhitzte (unabhängig von der Jahreszeit) Körper versuchte sich (verzweifelt) herunter zu kühlen. Dazu mag sicher Latherin seinen Beitrag leisten, als positives Zeichen würde ich dies aber definitiv nicht werten wollen! Natürlich können Pferde in ihrem Schwitzverhalten voneinander abweichen, aber in der Regel zeigt zu viel Schweißbildung oder gar Einschäumen eine zu hohe Belastung, ein Überschreiten der Leistungsgrenze an.

Auch eine hohe Nervosität bei Pferden kann zu extremer Schweißbildung führen. Ich erlebte mal ein Pferd, welches innerhalb von ein paar Sekunden klatschnass geschwitzt war – aus Stress! Dabei hatte es sich nicht mal bewegt, sondern musste nur miterleben, dass sich die Herde entfernte (Stressschweiß).


Autor: Richard Vizethum | Der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie |
ursprünglich auf Trust-your-Horse veröffentlicht (2019)


[1] Tierärztin Dr. Julia Vietmeier aus Kalletal/Nordrhein-Westfalen

[2] An Stellen, an denen Reibung entstehen kann, wie beispielsweise zwischen den Pobacken oder unter dem Sattel, ist dies nicht notwendigerweise ein Zeichen von STRESSSCHWEISS. Diese „Schaumkronen“ entstehen leicht bei Reibung.

Gedankenloser Unfug Knotenhalfter

Das Knotenhalfter ist KEIN AUSBILDUNGSMITTEL, sondern lediglich ein Behelfshalfter, das man aus einem Seil knüpfen kann, wenn kein reguläres Halfter verfügbar ist.

Heute sah ich ein Video in dem ein, durch das Fernsehen bekannter Pferdetrainer, sich kurz auch über die Nutzung ungeeigneter KNOTENHALFTER echovierte. Er sprach dabei von häufig schlecht sitzenden Knotenhalftern, die zum Einsatz kämen.  

Das Problem ist nur:
ES GIBT KEINE KORREKT SITZENDEN KNOTENHALFTER!

Schauen wir uns doch einmal an, was manch ursprüngliche Idee des Knotenhalfters war. Viele Reitervölker verwendeten, mangels anderer Zäumungen, Seilkonstruktionen, wie die eines Knotenhalfters zum Reiten. Benötigte ein Cowboy ein Halfter, um beispielsweise einen Mustang, den er während eines Viehtriebs eingefangen hatte, als Handpferd mitzunehmen, hatte aber (natürlich) kein reguläres Stallhalfter heutiger Form bei der Hand, so knüpfte er sich aus einem dünnen Seil, was häufig zu allerlei Zwecken mit sich geführt wurde, ein Behelfshalfter, eben ein Knotenhalfter. Auch wurde das Knotenhalfter durchaus auch zur „Ausbildung“ oder besser gesagt zum Brechen von Pferden benutzt.

Bedauerlicherweise haben wir in der heutigen Zeit angefangen, solcher Art von Pferdehandling zu verklären. Aber weder waren die Reitervölker der Vergangenheit, einschließlich der schon fast mystifizierten nordamerikanischen Ureinwohner, kluge, denkende Pferdeausbilder noch waren dies die Cowboys. Es gab da keine Reit- oder gar Ausbildungskultur, von der KUNST ein Pferd auszubilden ganz zu schweigen. Sie alle waren einfach nur pragmatisch. Kam ein Pferd bei einer solchen Reiterei oder einer solchen „Ausbildung“ ums Leben, dann wurde es eben gegessen (bei den Reitervölkern).

Heute aber unterstellen wir einen pferdefreundlichen Umgang bei den beispielhaft genannten Personenkreisen und versuchen ihnen nachzueifern. Das KNOTENHALFTER ist ein Hilfsmittel, welches völlig unverdient einen pferdefreundlichen Ritterschlag bekommen hat und landauf-/landab benutzt wird – zum Leidwesen der Pferde.

Manche Autoren und Ausbilder sprachen sogar davon, dass die Platzierung der Knoten dieses Halfters akupressurtechnische Wirkungen haben würde.  Nun, all jenen, die dies glauben, sei gesagt, die Knoten haben keinen anderen Grund, als jenen, ein Halfter zu formen.

Seitlich am Kopf verläuft, direkt unter der Haut, der Trigeminusnerv (lat. für Drillingsnerv). Dieser teilt sich im gesamten Gesichtsfeld des Pferdes und versorgt über drei Äste Stirn, Kinn, Augen, Gesicht, Ober- und Unterkiefer. Das Knotenhalfter nun, egal wie gut es sitzt und egal wie fest es geschnürt wurde, reibt bei nahezu allen Bewegungen und da spreche ich jetzt nicht einmal von ruckartigen Bewegungen, mit seinen Knoten über diese Nervenbahnen, was für das Pferd sehr unangenehm ist und diverse Abwehrreaktionen provozieren kann. Darüber hinaus können dadurch Entzündungen  und Überempfindlichkeiten (Trigeminusneuralgie) dieses fünften Gesichtsnervs (nervus trigeminus) entstehen. Diese gelten inzwischen als häufigste Ursache für Kopfschütteln und Kopfschlagen (Headshaking) beim Pferd.

Wenn auch der Kappzaum oder das Cavesson bereits grenzwertig sind, so sind diese aber bei bestimmten Nutzanwendungen immer dem Knotenhalfter vorzuziehen, denn dieses wirkt nicht nur völlig undifferenziert und sehr hart, sondern reibt eben auch über Nervenbahnen.

Was man definitiv mit dem KNOTENHALFER NICHT machen sollte:

  • Ein Pferd anbinden | Dies ist die dümmste und rücksichtsloseste Anwendung des Knotenhalfters. Beim Versuch sich loszumachen kann das Pferd erheblichen Schaden nehmen.
  • Ein Pferd longieren | Die Reibungen am Kopf sind auch dann gegeben, wenn man die Longe locker führt. Ich habe noch bei keiner Zäumung so viele bockende und überreagierende Pferde beim Longieren erlebt, wie mit dem Knotenhalfter;
  • Ein Pferd reiten | Dies wird gerne von so manchen Pferdetrainer zelebriert und seinem gläubigen Klientel als pferdefreundlich verkauft, jedoch ist dies weit davon entfernt als pferdefreundlich bezeichnet werden zu dürfen. Hier manipuliert man schlicht über die Emotionalität der Menschen, zum Leidwesen der Tiere.
  • Ein Handpferd am Knotenhalfter mitführen | Kommt es zu einer Situation, in der man gezwungen ist, das Handpferd zu regulieren, wird auf jeden Fall massiv auf den Pferdekopf Wirkung erzeugt, was zu entsprechenden Reaktion des Handpferdes führen kann, welche für alle Beteiligten ungut ausfallen können.

Was nun bleibt eigentlich noch als Anwendungsmöglichkeit für das KNOTENHALFTER übrig?

Na ja, ein Pferd von A nach B zu führen wäre eine Möglichkeit.  Allerdings bei einem ruhigen und im Handling angenehmen Pferd würde auch ein Stallhalfter ausreichen und bei einem renitenten Pferd provoziert man mehr Abwehrreaktionen. Aus Angst respektieren solche Pferde vielleicht in Zukunft das Knotenhalfter aber überzeugt hat man sie nicht.

Das KNOTENHALFTER ist kein Mittel der Ausbildung und kein Mittel das Handling des Pferdes zu verbessern. Das was so manche Reitervölker oder Cowboys gemacht haben, war bei weitem nicht so pferdefreundlich, wie es uns heute von einer Vielzahl von Trainer und Trainerinnen verkauft wird.

Aber die Geschichte mit der Pferdefreundlichkeit zieht, wird sie doch von Vielen verbreitet und EMOTIONEN verkaufen halt gut.

Vielleicht aber denkt der geneigte Leser nun einmal über dieses (Marter)instrument nach – zum Wohle der Pferde.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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