Wassertrense – Bewährtes ändert sich nicht

Wassertrense – Bewährtes ändert sich nicht

Im Februar 1931 fand man in einem Reitergrab (bei Bánkút – Nordungarn) jene Form einer Trense, welche den heutigen einfachen Wassertrensen, insbesondere im Westernreitbereich bis ins Detail gleicht.

Sie entstammte der, in der ungarischen Literatur als Landnahmezeit bezeichnete kriegerische Periode, in denen die Magyaren (noch nicht sesshaften Ungarn) Krieg mit ihren Nachbarn führten. Die Serie kriegerischer Auseinandersetzungen begann etwa 899 n.Chr. und endete mit der vernichtenden Niederlage der Magyaren auf dem Lechfeld 955 n.Chr.

Autor: Richard Vizethum | Stallmeister | Schule der Hippologie

Impressionen

Hier finden sie nach und nach Impressionen (Bilder und Videos) aus der Ausbildungs- und Umformungsarbeit an Pferden und Reitern mit relevanten Erläuterungen.



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Die 10 Gebote des Verladetrainings

Die 10 Gebote des Verladetrainings

Mal 10 Gebote (gibt noch ein paar), die man beim Verladetraining eines Pferdes beachten sollte …

  1. Die drei wichtigsten Eigenschaften, die man beim Verladetraining besitzen sollte: GEDULD, GEDULD und nochmal GEDULD!
  2. Mache das Verladetraining nicht zu einem Event!
  3. Habe KEINE ERWARTUNGSHALTUNG! Erwartungen emotionalisieren.
  4. Kontrolliere Deine EMOTIONEN, denn diese stören immer und überall und tragen dazu bei, VERTRAUEN zu zerstören. Emotionen trüben die Wahrnehmung und führen zu falschen Reaktionen oder schlechtem Timing (gilt grundsätzlich!).
  5. Trau keinem Trainer, der das Pferd außerhalb des Hängers unter Stress setzt, damit dieses den Hänger als etwas Anzustrebendes betrachtet.
  6. Druck hat aber dennoch beim Verladetraining seine Berechtigung und Notwendigkeit, setzt aber sehr viel Feingefühl und das Gespür für den richtigen Moment voraus (deshalb: Emotionskontrolle!).
  7. Schau dem Pferd beim Verladen NIEMALS in die Augen. Direkter Augenkontakt fordert das Pferd zum Zurückweichen auf (Sprache der Pferde).
  8. Bewege Dich ruhig und (authentisch) souverän. LOBE jeden noch so kleinen Schritt (ebenfalls authentisch – deshalb KEINE Erwartungshaltung), den das Pferd in die richtige Richtung tut. Strafe aber keinen Fehltritt (außer es tritt nach Dir!).
  9. Nachhaltigkeit ist wichtiger als ein schneller Erfolg. Gibt Dich schon mit einem guten Zwischenergebnis zufrieden. Dieses bisschen mehr an Zeit zahlt sich aus.
  10.  Lässt sich das Pferd gut und sicher verladen, fahr keine „Runde um den Block“, damit es „sich ans Fahren gewöhnt“. Ein Pferd braucht 30 bis 50 km (bei seiner 1. Fahrt) um sich gut ausbalancieren zu können. Erst dann lässt auch der dadurch bedingte Stress nach und das Pferd wird sich auch in Zukunft sicher verladen lassen.

Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie

Sitzen lernt man nicht alleine

Von der Haltung des ganzen Körpers zu Pferde, hängt sehr die Sicherheit des Reiters selbst, und die Sicherheit seiner Führung und seiner Hilfen, ab, daher muß auf den Sitz des Reiters bei allen Bewegungen des Pferdes, die größte Sorgfalt gewendet werden.

Schreiner, Franz Xaver Joseph | „Die Reitkunst theoretisch-praktisch dargestellt“ | Verlag Joseph Lindauer – München | 1821 | Seite 204

Kein noch so großes Talent kann den korrekten Sitz intuitiv und ohne fremde Hilfe erlernen!

Ich werde in diesem Beitrag nicht darüber reden, wie ein korrekter und kommunikativer REITERLICHER SITZ im Detail aussieht, und wie er zur Anwendung kommt. Das mache ich gerne und sehr ausführlich in meinen Reitstunden und Praxiskursen, wo ich den Sitz nach meiner LEHRE VOM GRALSWEG vermittle. Einen Sitz, der sowohl in seiner Haltung, seiner Kommunikationsfähigkeit als auch seiner Sicherheit unübertroffen ist. Dessen maßgebliche Grundlagen existierten bereits lang vor mir (Wissen preußischer Stallmeister [1]). Mein Verdienst war es dabei lediglich gewesen, einzelne Unstimmigkeiten zu beseitigen, sowie den Sitz in seiner Kommunikation mit dem Pferd zu standardisieren und zu perfektionieren.

Kein noch so großes Talent kann den korrekten Sitz intuitiv und ohne fremde Hilfe erlernen!

Und damit sind wir beim Thema. An dieser Stelle werden vermutlich die ersten Reiter – von sich eingenommen – behaupten wollen, dass diese Aussage Unfug wäre. Diesen Personen sei gesagt: Ihr kennt nicht einmal Euren eigenen Körper, wie wollt ihr dann selbstständig den korrekten Sitz erarbeiten?

Nichts ist uns näher und vertrauter, als unser eigener Körper – so glauben wir das zumindest. Doch wir werden in unverschämtester Art und Weise von eben diesem Körper schamlos belogen.

Während wir beispielsweise glauben – von unserem Körper so vorgaukelt – vollkommen aufrecht und in einem perfekten 90 Grad-Winkel auf dem Pferd zu sitzen, lehnen wir uns in Wahrheit, und für einen Beobachter gut sichtbar, mehr oder weniger stark zurück. Das Zurücklehnen ist dabei im Übrigen die häufigste Form fehlerhaften Sitzes [2]. Oder wir beugen uns nach vorne.

Ein weiteres Beispiel:

Wie das Pferd, hat auch der Mensch eine NATÜRLICHE SCHIEFE (Händigkeit), die durch einseitig verkürzte Muskulatur entsteht, welche wiederum – wie auch beim Pferd – seine Ursache in der Lage des Embryos im Mutterleib haben dürfte, und welche nach der Geburt, im Lebensalltag, aus Bequemlichkeit [3] weiter kultiviert und dadurch – wie auch beim Pferd – verstärkt wird.

Ein Rechtshänder hat eine links verkürzte Muskulatur, beim Linkshänder ist es umgekehrt. Würde ein Rechtshänder (im Weiteren spreche ich nur vom Rechtshänder – für den Linkshänder gelten die Ausführungen spiegelverkehrt) auf einer ebenen Fläche ohne Orientierungspunkte am Horizont vermeintlich geradeaus laufen, was ihm sein Körper signalisiert, so weicht er tatsächlich in einem Bogen nach Links ab und kommt so, wenn er nur lange genug im gleichen Rhythmus läuft, wieder am Ausgangspunkt seiner Wanderung an.

Das ändert sich auch nicht, wenn der Rechtshänder auf einem Pferd sitzt. Sein Körper ist dabei immer mehr oder weniger stark, je nach Ausgeprägtheit seiner Händigkeit, nach links gedreht. Damit signalisiert er dem Pferd über seinen Sitz: „Geh nach Links!“. Ist der Rechtshänder mit seinem Pferd auf der rechten Hand unterwegs, dann führt dies dazu, dass das Pferd – dem Sitz des Reiters folgend – sich ebenfalls nach links stellt, über die rechte Schulter läuft bzw. kippt und damit mehr als gewünscht, nach innen abweicht.

Dies hat in der Regel zur Folge, dass der Reiter vermehrt das Pferd korrigieren möchte und sich dabei – reflexartig – noch stärker nach links drehen wird und/oder mit dem linken Zügel versuchen möchte, das Pferd dorthin zu dirigieren. Auch wird er das innere (rechte) Bein verstärkt einsetzen um das weitere Ausbrechen des Pferdes nach rechts zu verhindern. Diese „Korrekturen“ werden häufig auch noch von Reitlehrern unterstützt bzw. gefordert.

Was sie erst wissen, werden sie auch bald durch das Gefühl können, aber das Wissen muss dem Können vorausgehen. Naturreiter sind keine Reitlehrer.

Otto Digeon von Monteton | „Die Beschaffung der Remonten und ihrer Ausbildung“ | 1899 | Nachdruck Olms-Verlag 1992 | Seite 48

Und dies ALLES, weil der Reiter seinem Körper geglaubt hat, das er korrekt sitzen würde. Das Pferd wiederum hat alles richtig gemacht, besser gesagt, dessen Körper wurde durch den Reiterkörper dahin gebracht so zu reagieren, wie es eben reagiert hat, und dafür muss es sich nun korrigieren lassen. Armes Pferd!

Damit sind wir wieder beim meiner Ausgangsaussage:

Kein noch so großes Talent kann den korrekten Sitz intuitiv und ohne fremde Hilfe erlernen!

Wer nun glaubt, dass er nur lange genug reiten müsse, damit er lernt korrekt zu sitzen, der irrt gewaltig. Da kann man 20-30 Jahre oder länger im Sattel sitzen, jeden Tag, und ein noch so renommierter Reiter sein, man wird zwar besser sitzen – aber nicht korrekter. Paul Stecken´s Aussage: „Reiten lernt man nur durch reiten!“ trifft schlicht und ergreifend in letzter Konsequenz NICHT zu. Was man durch das reiten (Verb) lernt, ist lediglich immer besser im Sattel des Pferdes zu bleiben und sich besser der Pferdebewegung anzupassen – das war es auch schon. Richtig sitzen und mit dem Pferd über den Körper korrekt kommunizieren, wird man deshalb noch lange nicht.

Dazu bedarf es IMMER Hilfe! Der korrekte DREIPUNKTSITZ und dessen Körperkommunikation mit dem Pferd kann nicht im Selbststudium erlernt werde!

Die Sitzschulung des Reiters muss die wichtigste Aufgabe eines REITLEHRERS [4] sein.

Aussagen, dass der REITLEHRER nicht so viel reden und es vermehrt dem Reiter überlassen soll, das richtige Gefühl zu entwickeln ist bei der Erarbeitung des korrekten Sitzes absolut nicht zielführend, da wie gesagt, der Reiter nicht einmal merkt, dass er falsch sitzt. Dieses Gefühl wird sich erst im Laufe einer längeren Ausbildungszeit immer mehr einstellen. Davor aber stehen DRILL und DISZIPLIN und die ständige Korrektur, auch des allerkleinsten Fehlers, durch den Lehrer. Denn nur so lassen sich die fehlerhaften Haltungs- und Bewegungsmuster verändern und neue Muster nachhaltig konservieren.

Dabei wird nicht der VERSTAND des Reiters angesprochen, dieser ist, wie bei vielen Dingen, nur störend. Die gegebenen Korrekturanweisungen des Lehrers, welche der Schüler dann auch sofort (DISZIPLIN), auf den Punkt und vor allem ohne nachzudenken – auszuführen hat, sprechen den KÖRPER des Reiters an. Das Reaktionssystem dieses Körpers wird schließlich nach vielen Wiederholungen (DRILL), nicht nur die gegebenen und sofort umgesetzten Korrekturen adaptieren, sondern diese auch mit den vorher geschehenen Reiterfehlern bzw. auch Bewegungsfehlern des Pferdes in Verbindung bringen.

Das Ergebnis: Ein absolut korrekter Sitz in jeder Lage und ein fehlerfreies, rechtzeitiges (blitzschnelles) hoch automatisiertes Kommunizieren mit dem Pferd über den Körper des Reiters ohne Störungen des Pferdes! 

Anzumerken sei noch, dass der Reitlehrer in der Lage sein muss, JEDE fehlerhafte Abweichung des Sitzes und JEDEN Kommunikationsfehler SOFORT zu erkennen und SOFORT zu korrigieren – wieder und wieder! Dies erfordert nicht nur WISSEN, sondern auch eine große ERFAHRUNG!

Diskussionen mit dem Schüler finden in Aktion NICHT statt, sie würden nur den Lerneffekt behindern. In den minutenlangen Pausen, in denen sowohl der Pferde- als auch der Reiterkörper das „gelernte“ durchsimulieren (ich nenne das ADAPTIVES KÖRPERLERNEN) kann eine verstandesmäßige Aufarbeitung stattfinden, indem der Schüler Fragen stellen und der Lehrer ausführlichere Erklärungen geben kann.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


[1] Welche vermutlich auch nur weiterentwickelt haben.

[2] Was auch damit zu tun hat, dass dieses Zurücklehnen heute häufig so gelehrt wird. Diese neuzeitliche „Lehrmeinung“ aber beruht auf einer Fehlinterpretation dessen, was man in der Vergangenheit (vor dem 20. Jahrhundert) unter dem Begriff KREUZANSPANNEN verstanden hat.

[3] Wir bevorzugen bei unseren Alltagstätigkeiten die „bessere Seite“ und verstärken damit die Händigkeit.

[5] Otto Digeon von Monteton | „Die Beschaffung der Remonten und ihre Ausbildung“ | 1899 | Nachdruck Olms-Verlag 1992 | Seite 48

[4] Die Hierarchie der Ausbilder: STALLMEISTER –> REITMEISTER (RITTMEISTER) –> REITLEHRER / BEREITER.


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Gedankenloser Unfug Knotenhalfter

Das Knotenhalfter ist KEIN AUSBILDUNGSMITTEL, sondern lediglich ein Behelfshalfter, das man aus einem Seil knüpfen kann, wenn kein reguläres Halfter verfügbar ist.

Heute sah ich ein Video in dem ein, durch das Fernsehen bekannter Pferdetrainer, sich kurz auch über die Nutzung ungeeigneter KNOTENHALFTER echovierte. Er sprach dabei von häufig schlecht sitzenden Knotenhalftern, die zum Einsatz kämen.  

Das Problem ist nur:
ES GIBT KEINE KORREKT SITZENDEN KNOTENHALFTER!

Schauen wir uns doch einmal an, was manch ursprüngliche Idee des Knotenhalfters war. Viele Reitervölker verwendeten, mangels anderer Zäumungen, Seilkonstruktionen, wie die eines Knotenhalfters zum Reiten. Benötigte ein Cowboy ein Halfter, um beispielsweise einen Mustang, den er während eines Viehtriebs eingefangen hatte, als Handpferd mitzunehmen, hatte aber (natürlich) kein reguläres Stallhalfter heutiger Form bei der Hand, so knüpfte er sich aus einem dünnen Seil, was häufig zu allerlei Zwecken mit sich geführt wurde, ein Behelfshalfter, eben ein Knotenhalfter. Auch wurde das Knotenhalfter durchaus auch zur „Ausbildung“ oder besser gesagt zum Brechen von Pferden benutzt.

Bedauerlicherweise haben wir in der heutigen Zeit angefangen, solcher Art von Pferdehandling zu verklären. Aber weder waren die Reitervölker der Vergangenheit, einschließlich der schon fast mystifizierten nordamerikanischen Ureinwohner, kluge, denkende Pferdeausbilder noch waren dies die Cowboys. Es gab da keine Reit- oder gar Ausbildungskultur, von der KUNST ein Pferd auszubilden ganz zu schweigen. Sie alle waren einfach nur pragmatisch. Kam ein Pferd bei einer solchen Reiterei oder einer solchen „Ausbildung“ ums Leben, dann wurde es eben gegessen (bei den Reitervölkern).

Heute aber unterstellen wir einen pferdefreundlichen Umgang bei den beispielhaft genannten Personenkreisen und versuchen ihnen nachzueifern. Das KNOTENHALFTER ist ein Hilfsmittel, welches völlig unverdient einen pferdefreundlichen Ritterschlag bekommen hat und landauf-/landab benutzt wird – zum Leidwesen der Pferde.

Manche Autoren und Ausbilder sprachen sogar davon, dass die Platzierung der Knoten dieses Halfters akupressurtechnische Wirkungen haben würde.  Nun, all jenen, die dies glauben, sei gesagt, die Knoten haben keinen anderen Grund, als jenen, ein Halfter zu formen.

Seitlich am Kopf verläuft, direkt unter der Haut, der Trigeminusnerv (lat. für Drillingsnerv). Dieser teilt sich im gesamten Gesichtsfeld des Pferdes und versorgt über drei Äste Stirn, Kinn, Augen, Gesicht, Ober- und Unterkiefer. Das Knotenhalfter nun, egal wie gut es sitzt und egal wie fest es geschnürt wurde, reibt bei nahezu allen Bewegungen und da spreche ich jetzt nicht einmal von ruckartigen Bewegungen, mit seinen Knoten über diese Nervenbahnen, was für das Pferd sehr unangenehm ist und diverse Abwehrreaktionen provozieren kann. Darüber hinaus können dadurch Entzündungen  und Überempfindlichkeiten (Trigeminusneuralgie) dieses fünften Gesichtsnervs (nervus trigeminus) entstehen. Diese gelten inzwischen als häufigste Ursache für Kopfschütteln und Kopfschlagen (Headshaking) beim Pferd.

Wenn auch der Kappzaum oder das Cavesson bereits grenzwertig sind, so sind diese aber bei bestimmten Nutzanwendungen immer dem Knotenhalfter vorzuziehen, denn dieses wirkt nicht nur völlig undifferenziert und sehr hart, sondern reibt eben auch über Nervenbahnen.

Was man definitiv mit dem KNOTENHALFER NICHT machen sollte:

  • Ein Pferd anbinden | Dies ist die dümmste und rücksichtsloseste Anwendung des Knotenhalfters. Beim Versuch sich loszumachen kann das Pferd erheblichen Schaden nehmen.
  • Ein Pferd longieren | Die Reibungen am Kopf sind auch dann gegeben, wenn man die Longe locker führt. Ich habe noch bei keiner Zäumung so viele bockende und überreagierende Pferde beim Longieren erlebt, wie mit dem Knotenhalfter;
  • Ein Pferd reiten | Dies wird gerne von so manchen Pferdetrainer zelebriert und seinem gläubigen Klientel als pferdefreundlich verkauft, jedoch ist dies weit davon entfernt als pferdefreundlich bezeichnet werden zu dürfen. Hier manipuliert man schlicht über die Emotionalität der Menschen, zum Leidwesen der Tiere.
  • Ein Handpferd am Knotenhalfter mitführen | Kommt es zu einer Situation, in der man gezwungen ist, das Handpferd zu regulieren, wird auf jeden Fall massiv auf den Pferdekopf Wirkung erzeugt, was zu entsprechenden Reaktion des Handpferdes führen kann, welche für alle Beteiligten ungut ausfallen können.

Was nun bleibt eigentlich noch als Anwendungsmöglichkeit für das KNOTENHALFTER übrig?

Na ja, ein Pferd von A nach B zu führen wäre eine Möglichkeit.  Allerdings bei einem ruhigen und im Handling angenehmen Pferd würde auch ein Stallhalfter ausreichen und bei einem renitenten Pferd provoziert man mehr Abwehrreaktionen. Aus Angst respektieren solche Pferde vielleicht in Zukunft das Knotenhalfter aber überzeugt hat man sie nicht.

Das KNOTENHALFTER ist kein Mittel der Ausbildung und kein Mittel das Handling des Pferdes zu verbessern. Das was so manche Reitervölker oder Cowboys gemacht haben, war bei weitem nicht so pferdefreundlich, wie es uns heute von einer Vielzahl von Trainer und Trainerinnen verkauft wird.

Aber die Geschichte mit der Pferdefreundlichkeit zieht, wird sie doch von Vielen verbreitet und EMOTIONEN verkaufen halt gut.

Vielleicht aber denkt der geneigte Leser nun einmal über dieses (Marter)instrument nach – zum Wohle der Pferde.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Fühle – das Pferd zeigt Dir den Weg (?)

Es ist so schnell dahingesagt und klingt so wunderbar einfühlsam:
„Du musst nur fühlen, dann sagt Dir das Pferd schon was zu tun ist …“.

Ja, das Pferd sagt uns sehr viel, wenn wir nur genau HINFÜHLEN:

  • es sagt uns, wenn es müde ist,
  • es sagt uns, wenn es traurig ist,
  • es sagt uns, wenn es Schmerzen hat,
  • es sagt uns, wenn es sich nicht wohl fühlt,
  • es sagt uns, wenn es sich freut,
  • es sagt uns, wenn es Hunger hat,
  • es sagt uns, wenn es uns mag oder auch nicht mag,
  • es sagt uns, wenn es etwas nicht versteht,
  • es sagt uns, wenn es etwas (noch) nicht kann, …

All das und so manches mehr, sagt uns das Pferd und wir können es wahrnehmen, FÜHLEN, wenn wir nur unsere Sinne öffnen und unsere (menschlichen) Emotionen, die hierbei massiv stören, kontrollieren können.

WAS UNS ABER DAS PFERD NIEMALS ERZÄHLEN WIRD: WAS WIR TUN MÜSSEN, UM ES ZU VERÄNDERN!

Denn das, was sich am Pferd verändern MUSS, UMGEFORMT werden MUSS, damit es als REITPFERD ein langes Pferdeleben lang gesund, motiviert und leistungsbereit bleiben kann, DIES KANN ES UNS NICHT SAGEN!

Wenn wir ein Pferd verändern, dann wird es uns dabei – zu Recht – aus dem entstehenden KÖRPERLICHEN UNWOHLSEIN heraus, immer wieder die berechtigte Frage stellen: WAS SOLL DAS? Eine Antwort darauf, die das Pferd verstehen würde, können wir ihm aber nicht geben, wir können dem Pferd nicht (die Zukunft) erklären mit Worten wie:
Du musst jetzt Deinen inneren Schweinhund überwinden und es tun, danach wirst Du Dich viel besser, stärker und stolzer fühlen“.
ES WIRD UNS NICHT VERSTEHEN UND ENTSPRECHEND REAGIEREN!

In sehr, sehr feinen, aber auch sehr, sehr groben ÜBER-SPRUNGSREAKTIONEN wird es immer wieder die Frage nach dem Sinn dessen, was wir gerade mit ihm tun, aufwerfen.

Diese ÜBERSPRUNGSREAKTIONEN, schon die Feinsten von ihnen, müssen wir wahrnehmen und vor allem richtig bewerten können. Dazu bedarf es sehr viel EMPATHIE. Wer dabei allerdings EMOTIONEN zulässt, wird allenfalls das Grobe erleben, NIE das FEINE erfühlen!

NEIN, DAS PFERD SAGT UNS NICHT, WIE WIR ES AUSBILDEN SOLLEN – DENN DAVON HAT ES KEINE AHNUNG UND KANN ES DESHALB AUCH NICHT! ABER ES WIRD UNS IMMER SAGEN, WIE ES SICH DABEI FÜHLT.

Und wir müssen RECHTZEITIG, schon beim Hauch eines Anzeichens, des Pferdes Befindlichkeiten erkennen, immer auch unter der Prämisse:
EIN PFERD WIDERSETZT SICH NICHT – ENTWEDER ES KANN ES NICHT, VERSTEHT ES NICHT ODER HAT SCHMERZEN (auch Kombinationen sind möglich).

Wir müssen ACHTSAM sein und FÜHLEN, ob unser Pferd

  • müde ist,
  • etwas nicht verstanden hat,
  • überfordert ist,

und wir müssen sofort darauf reagieren!

Unser „Zuhören“ hilft dem Pferd nur dabei, das der Weg, den wir mit ihm gehen, möglichst einvernehmlich sein kann, das Pferd kann uns aber niemals den Weg selbst erklären!


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


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Hobbeln – Ist die Aufregung berechtigt?

Hobbeln – Ist die Aufregung berechtigt?

Das Wappen von Bönen zeigt eine rote, im Mittelalter gebräuchliche Fußfessel für Pferde, die sogenannte „Haile“, auf weißem Grund. Die zugehörige Gemeindeflagge ist rot-weiß belegt mit dem Wappen.

Unter dem Absatz „6.7 Verladung und Transport“ ist in der Leitlinie zum Tierschutz im Pferdesport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft folgendes vermerkt:

 „Die Fixierung der Extremitäten (z. B. Fußfesseln) ist tierschutzwidrig[1]“.

Es sei allerdings angemerkt, dass dies die einzige Stelle in dieser Leitlinie ist, an der dieses angemerkt wird. D.h. die erwähnte Tierschutzrelevanz bezieht sich streng genommen nur auf den Sachverhalt „Verladen und Transport“. Eine Allgemeingültigkeit kann daraus nicht abgeleitet werden.

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. schreibt 2017 zu diesem Thema:

Tüddern oder Hobbeln von Pferden (Anpflocken oder Zusammenbinden der Gliedmaßen), um ein Weglaufen im freien Gelände zu verhindern, ist verboten, da es bei Fluchtreaktionen infolge Erschreckens zu erheblichen Schäden führen kann.[2]

Hier geht es um die Fixierung von Pferden und Pferdeähnlichen in Zirkusbetrieben. Dort war tatsächlich Handlungsbedarf geboten, denn hier verblieben diese Tiere täglich sehr lange Zeit in solcherlei Arten von Fixierungen.

Was ist das HOBBELN eigentlich?

Beim Hobbeln werden die Vorderbeine, der solchermaßen „fixierten“ Pferde, mit einem Abstand von mehreren Dezimeter[3] miteinander verbunden. Dies geschieht beispielsweise mit einem dickeren Strick oder auch mit aufwendigeren Lederbandagen, welche miteinander verbunden sind.

Damit soll verhindert werden, dass sich ein Pferd von einem bestimmten Standort (z.B. Nachtlager) zu weit entfernen kann, aber dennoch einen gewissen Freiraum genießt, um beispielsweise zu grasen.

Mitunter gibt es Pferde, welche auch gehobbelt in der Lage sind, durch Sprünge, sich dennoch weiter als gewünscht fortzubewegen. Bei diesen Pferden wird noch ein Hinterbein – also ein drittes Bein – zusätzlich fixiert. Dieses Vorgehen ist allerdings mehr als fragwürdig und bei solchen Pferden sollte man ein Hobbeln definitiv unterlassen.

Warum werden Pferde gehobbelt?

Hobbeln wurde beispielsweise von Viehtreibern (Cowboys, Gauchos …) beim Lagern auf langen Rindertrails dort angewandt, wo ein anderes Anbinden der Pferde nicht möglich (baumloses Gelände) oder auch nicht gewollt war. Meistens wurde dabei nur das Leittier gehobbelt, die anderen „Herdentiere“ (ungehobbelt) blieben i.d.R. in der Nähe des Leittieres, so dass die Pferde frühmorgens leicht wieder eingesammelt werden konnten.

Hobbeln hatte hier praktische Relevanz und war mit geringstem Mittelaufwand umsetzbar.

Nach einem langen, harten Arbeitstag auf dem Trail darf nicht davon ausgegangen werden, dass ein Pferd, welches gehobbelt wurde, großes Interesse gezeigt hat, sich von diesem Konstrukt zu befreien. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass man, auch aus dem besagten Grund, die Pferde lange auf das Gehobbelt sein vorbereitet hat.

Was wäre die Alternative?

Unterstellen wir ganz kurz einmal die andere mögliche Variante, Pferde über Nacht in der Nähe eines Lagers zu behalten: Ein Seil wird zwischen Bäume gespannt und die Pferde nebeneinander daran festgebunden. Eine Praxis, die bei der Kavallerie Anwendung fand (mitunter blieben die Pferde dabei gesattelt, nur die schweren Ausrüstungsteile wurden abgenommen). Bei der Kavallerie wurden die Pferde von mehreren Soldaten bewacht, einen Luxus, den sich Cowboys auf den Trails nur eingeschränkt oder wenn sie gar alleine unterwegs waren (Zäune kontrollieren etc.) überhaupt nicht leisten konnten.

An dieser Stelle darf man sich schon ganz gerne auch mal die Frage stellen, welche Variante für ein Fluchttier, auch aus Stress-Sicht heraus, wohl die Bessere darstellt: HOBBELN oder ANBINDEN?  

Vergleicht man diese beiden Methoden miteinander, so lässt sich ganz leicht erkennen, dass das Hobbeln dem Pferd deutlich mehr Bewegungsfreiheit ermöglicht.

Nun sind wir alle keine Cowboys oder Kavalleristen. Wo benötigt man überhaupt noch das Hobbeln?

Ein Beispiel wären Wanderreiter, die eine längere Rast einlegen und ihren Pferden das Grasen ermöglichen wollen. Allerdings könnte man, bei einer guten Tourenplanung in unseren dicht besiedelten Gebieten, Weideflächen von Wanderreitstationen oder anderen Stallanlagen nutzen und damit auf das Hobbeln verzichten.

Kann man jedes Pferd (nach Vorbereitung) unbedenklich hobbeln?

Die Antwort ist ein ganz klares NEIN! Pferde mit hoher Grundnervosität und/oder solche, die nach einem Erschrecken sofort ein paar Schritte oder Sprünge fliehen, bevor sie sich der vermeintlichen oder tatsächlichen Gefahr zuwenden, sind dafür nicht geeignet.

Ein paar Punkte zur aktuellen Diskussion

Meinungen, welche ich im Netz gelesen habe, wonach Pferde durch das (professionelle) hobbeln „gebrochen“ werden oder Ähnliches sind großer Unkenntnis und starker Emotionalisierung dieses Themas geschuldet.

Natürlich, wenn ein Trainer einem Pferd die (Vorder)beine zusammenbindet um es im Rahmen eines (sinnfreien) „Dominanz“-Konzeptes zu unterwerfen, dann ist dies reine Tierquälerei und zeugt nur von einem: Dieser Mensch hat keine Ahnung von Pferden und einer korrekten Pferdeausbildung.


Meiner Meinung nach gibt es in Rahmen der Pferdeausbildung keinen Grund das Hobbeln zu praktizieren (Ausnahme und diese mit Einschränkungen: aktive Wanderreiter), da es schlicht kaum Notwendigkeiten dafür gibt.


Keinesfalls aber sollte Hobbeln bei großen Events vorgestellt und angewendet werden, zu groß ist das Risiko, dass sich Hinz und Kunz nach solchen Darbietungen daran versuchen und so ihre Pferde in Gefahr bringen.

Der großen emotionalen Entrüstungswelle aber, die aktuell durchs Netz geht und medial ausgeschlachtet wird, kann ich überhaupt nichts abgewinnen. Den Allermeisten von denen, die sich echauffieren, fehlt scheinbar schlicht das Wissen und ihre „Argumentationen“ sind rein menschlich emotional getragen.

Zum Abschluss noch zwei Begebenheiten, welche zeigen, dass professionelles Hobbeln in der Ausbildung aber auch Leben retten oder vor schwereren Verletzungen bewahren kann.

Unser Wallach wurde während seines Trainings vor knapp 24 Jahren von einem sehr versierten Jungpferde-Trainer im Rahmen seiner Ausbildung gehobbelt. Ich denke, dies hat ihn in der Folgezeit vor schweren Verletzungen bewahrt, auch wenn ich damals – sagen wir mal so – dem Ganzen mehr als skeptisch gegenüberstand.

In seinen jungen Jahren neigte unser Wallach dazu, Zäune auf ihre Belastbarkeit hin zu testen oder besser gesagt, er lebte nach der Philosophie: „don‘t fence me in“ (zäune mich nicht ein).

Bei einer solchen Aktion hatte er sich in einem Zaun verfangen und beim Versuch vorsichtig wieder herauszukommen, total und eng eingewickelt. Die meisten Pferde würden nun versuchen sich durch heftige Bewegungen aus einer solchen Situation zu befreien, was nicht ohne erhebliche Verletzungen abgehen würde.

Er dagegen stand völlig ruhig – wohl über 3 Stunden lang, bis zu seiner Befreiung, welche er mit Wiehern und Gebrummel entgegensah.

Ein anderes Mal hatten er und meine Leitstute sich an den Beinen zusammengefesselt, als sie bauliche Veränderungen an einem Zaun vornehmen wollten. Sie standen jeweils Kopf an Hintern eng zusammen. Wieder waren es ein paar Stunden, wie uns Koppelanreiner erzählten, für welche die Pferde auf die Entfernung betrachtet, einfach nur dastanden und zu tösen schienen.

Beide Pferde blieben ruhig. Der Wallach, weil er das Hobbeln kannte,  meine Leitstute, weil sie eben eine echte Leitstute ist, welche sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Die meisten anderen Pferde hätten sich wohl in einer solchen Situation die Beine (Sehnen etc.) zerschnitten. Zur Befreiung der Beiden brauchte ich damals knapp 15 Minuten.


Autor: Richard Vizethum | der letzte Stallmeister | Schule der Hippologie


[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) | „Tierschutz im Pferdesport – Leitlinien zu Umgang mit und Nutzung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“ | BMEL – 2020 | Seite 30

[2] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. | „2.7 Haltung und Vorführung von Pferdeartigen“ | Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. – 2017 | Seite 6

[3] 1 Dezimeter = 10 cm


Aufrichtung Ausbildung Bequemlichkeit Cowboy Denkender Reiter Dressur Emotion Erfahrung Freude Friedrich der Große Fühlen Galopp Geduld General von Seydlitz-Kurzbach Gesundheit Gustav Steinbrecht Hippologie Kavallerie Kavalleriepferd Korrektur Können Lehre vom Gralsweg Literatur Meister Natürliches Pferd Otto Digeon von Monteton Pferd Preußen Reiten Reiter Reitkunst Reitpferd Richard Vizethum Rücken Sitz Sitz des Reiters Sperrriemen Stallmeister Tierarzt Trab Umformen Umformung Vorwärts-Abwärts Wissen Wissenschaft

Reiten auf schmalem Hufschlag

Die Schule REITEN AUF SCHMALEM HUFSCHLAG ist eine der anspruchsvollsten und wertvollsten Übungen innerhalb der REITKUNST. Sie verbessert gleichzeitig Reiter und Pferd in der Qualität der Kommunikation.

Viele Reiter, in ihrer Überheblichkeit gefangen, würden dazu neigen, diese so schlicht anmutende SCHULE geringschätzig zu bewerten und sie in falsch verstandenen Stolz voreilig ablehnen.

Ich bin nicht im Zweifel, daß Anglomanen wie geniale Reiter über dies Kapitel mit Achselzucken hinweggehen werden und doch sind grade diese Gattungen von Reiter diejenigen, welche von einem so wirkungsvollen Handwerkskniff einen äußerst vortheilhaften Gebrauch machen könnten, um wenigstens den Pferden, denen jede Schulbildung abgeht, Aufmerksamkeit auf jeden einzelnen Zügel und Schenkel zu lehren. Auch sind ungebildete Reiter, die sich stets zerstreuen, gezwungen, hierbei unausgesetzt die Aufmerksamkeit auf des Pferd zu richten, da es ohne diese angespannte, für Reiter und Pferd schweißtreibende Aufmerksamkeit nicht ausführbar ist.

Otto Digeon von Monteton | „Über die Reitkunst“ | 1877 | Nachdruck Olms-Verlag 1995 | Seite 206F

Um die Schule REITEN AUF SCHMALEM HUFSCHLAG vorzubereiten nutzt man einen gewöhnlichen Eisenrechen (oder nord- und mitteldeutsch: eine Eisenharke), so wie in der Gartenarbeit gebräuchlich. Der Rechenbalken (der Teil mit den Zinken), ist in der Regel 30-40 cm breit und sollte auch nicht breiter sein.

Mit diesem Rechen zieht man in der Arena (Reitplatz, Reithalle) einen Kreis mit maximal möglicher Größe, i.d.R. wird der Durchmesser wohl zwischen 20 – 25 Meter liegen[1].

Die Aufgabe des Reiters ist es nun – zunächst im Schritt – mehrere Runden versuchen, sein Pferd auf dieser gezogenen Linienführung zu halten. Das Ziel dabei sollte sein, das KEIN Hufabdruck außerhalb dieser gerechneten Spur liegen darf. Was die Erwartungshaltung anbelangt, sollte man demütiger auftreten. Wichtig ist auch, dass man mindestens 15-20 Minuten in eine Richtung arbeitet, bevor man die Hand wechselt und erneut 15-20 Minuten versucht in der Spur zu bleiben.

Was nun lehrt diese SCHULE?

Zu Beginn der Übung wird man mehr oder weniger stark von dieser gezogenen Linienführung abweichen. Die reiterlichen Korrekturhilfen fallen dabei meist relativ „grob“ aus, so dass eine Übersteuerung des Pferdes entsteht und Hufabdrücke neben die Linie kommen. Die folgende Korrektur lässt dann das Pendel in die andere Richtung ausschlagen und so oszillieren Pferd und Reiter zunächst links und rechts der Linie.

Mit der Zeit aber, was eine gewisse Losgelassenheit (keine Erwartungshaltung) vom Reiter erforderlich macht, wird der Reiter sich immer besser in die Bewegungen des Pferdes einfühlen und Abweichungen wahrnehmen können. Die Korrekturen werden daraufhin frühzeitiger und FEINER erfolgen. Wo vorher sein Körper das Pferd „angeschrien“ hat, wird nun ein FLÜSTERN daraus.

Dieses wiederum hat Auswirkungen auf das Pferd. Da der Reiter nun leise mit seinem Körper „spricht“, muss das Pferd seinerseits mit seinem Körper aufmerksamer „zuhören“, was dazu führt, dass es immer feiner auf fein gegebene Hilfen reagieren wird.

Die SCHULE REITEN AUF SCHMALEM HUFSCHLAG ist also eine der exzellentesten Übungen überhaupt, um die KÖRPER-KOMMUNIKATION zwischen Pferd und Reiter deutlich zu verbessern und sie gehört damit zu den elementaren SCHULEN meiner LEHRE VOM GRALSWEG.

Nachdem man im Schritt weitgehend erreicht hat, dass die Hufabdrücke auf der gerechneten Spur verbleiben, kann man diese SCHULE im Trab und schließlich im Galopp probieren.

Preußische Kavallerieoffiziere (vor 1850) schafften, nach etwa einem Jahr des Übens, in diese SCHULE im Galopp, einhändig auf Trense geritten, 15 Minuten lang die Linie zu reiten ohne dass auch nur ein Hufabdruck daneben ging!

Bild: Franz Krüger: Parade am Berliner Opernplatz 1822, Gemälteausschnitt.


[1] In Abweichung zu der Beschreibung von Otto Digeon von Monteton, in der der Kreis vorgeritten und anschließend erst mit dem Rechen nachgezogen wird (was ein noch schwereres Erarbeiten dieser SCHULE darstellt, wird hier der Kreis vorher gezogen.


Autor: Richard Vizethum | Schule der Hippologie